JUDAS PRIEST

Nostradamus

Lieber Götz Kühnemund, Chefredakteur des von mir geschätzten Rock Hard, du magst denken, dein Leben wäre hart, da du seit gut 18 Jahren vergebens darauf wartest, dass JUDAS PRIEST ein zweites "Painkiller" aufnehmen und deshalb bei fast jeder neuen Veröffentlichung der Briten innerlich bitter weinen musst; auch wenn du nach außen nicht mit Lob geizt.

Götz, kannst du dir vorstellen, wie es jemandem ergeht, der in einem Büro voller Menschen, die Heavy Metal bestenfalls zur Belustigung hören, Sympathie für die "Metal Gods" und ihr lange zurück liegendes Meisterwerk äußert? Die Blicke wären nicht erschreckter gewesen, hätte ich verkündet, ich äße gerne meine eigene Scheiße.

Wenig später aus dem selben Grund von der Freundin ausgelacht zu werden, ist auch nicht gerade schön. Also, reiß dich zusammen. Deine Schmerzen ob der Tatsache, dass sich JUDAS PRIEST mit "Nostradamus" nicht noch weiter weg von einem "Painkiller II" befinden könnten, sind nicht übler als der Respektverlust meiner Mitmenschen mir gegenüber.

Ja, Priests Konzeptalbum über den französischen "Propheten" schmeckt irgendwie komisch, hat erschreckend wenig Gitarrenarbeit, dafür viele, alles zukleisternde Keyboards. Es gibt mehr kitschige Balladen als straighte Metal-Songs, dem "Orchester" hört man seine Computer-Herkunft an und zeitweise droht das überlange Doppelalbum unter Bombast zu ersticken.

Unterm Strich bleiben aber ein paar starke Songs und eine wunderbare Gesangsleistung Rob Halfords, so dass ich "Nostradamus" attestieren muss, eine nicht begeisternde, aber solide Metal-Platte zu sein, der eine andere Song-Reihenfolge und eine Straffung gut getan hätte.

Womit ich jetzt wohl bei den Kollegen völlig unten durch bin. (7)