KOENJHYAKKEI

Hundred Sights Of Koenji

In gewisser Weise hatten KOENJHYAKKEI, wo sich das komplette Line-Up der japanischen Underground-Legende RUINS versammelt, in Gestalt von Yoshida Tatsuya, Ryuichi Masuda und Shigekazu Kuwahara, bereits 1994 das vorweggenommen, was Mike Patton dann 1999 auf seinem FANTÔMAS-Debüt in ähnlicher Form praktizieren sollte.

Und auch einige gerade angesagte Schrei-Bands können sich von den Japanern noch das eine oder andere Scheibchen abschneiden, deren musikalische Grenzüberschreitung noch echt wirkt und nicht zur billigen Pose beziehungsweise Karikatur verkommen ist.

Eine enervierende Kakophonie mit unberechenbarem Wechsel des Tempos und extremen Stilbrüchen, noch lose verwandt mit Progrock und Jazzcore, aber eine recht eigenwillige Form musikalischen Extremsports, der im falschen Moment auch schon mal sehr unverdaulich sein kann, trotz seiner erstaunlichen Freisetzung von Energie.

"Hundred Sights Of Koenji" ist in dieser Hinsicht möglicherweise noch weitaus gewagter als das FANTÔMAS-Debüt, denn KOENJHYAKKEI besitzen auch noch melodische Ruhezonen und geben ihrem Avantgarde-Rock einen fast symphonischen, bombastischen Charakter, der den irritierenden Sound der Platte noch steigert.

Und in den etwas konventionelleren Momenten könnte man KOENJHYAKKEI fast für Geistesverwandte von NOMEANSNO halten, auch wenn sie mehr im Jazz als im Hardcore verwurzelt sind. Womöglich ein echter Klassiker japanischer Underground-Musik, aber wer kann das schon immer so genau beurteilen ...

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