THOMAS FEINER & ANYWHEN

The Opiates Revised

Schon komisch, dass David Sylvian auf seinem Label Samadhisound ausgerechnet die dritte und letzte Platte einer schwedischen Alternativerock-Band wiederveröffentlicht, die 2001 bereits beim von EFA vertriebenen Label Clearspot erschien.

Thomas Feiner, der als Sänger, Songschreiber, Gitarrist, Bassist und Pianist in Personalunion "The Opiates" quasi im Alleingang fertig stellte, da sich seine Band bereits in einem stetigen Auflösungsprozess befand, kam mir das erste Mal unter, als er als Gastsänger auf Steve Jansens Album "Slope" auftauchte, dem Bruder von Sylvian, und dort den Ersatz-Tom Waits gab.

Was Sylvian an "The Opiates" fasziniert hat, ist sicher die düstere, getragene Stimmung der Platte, bei drei Stücken durch das Warschauer Radio-Symphonieorchester noch opulent verstärkt, ansonsten durchzieht die Songs eine reduzierte, akustische Instrumentierung, die immer mehr verpoppte Neo-Klassik als Rock ist.

Dabei erinnert Feiner an Nick Cave, die TINDERSTICKS, die ruhigeren Momente von MADRUGADA oder auch Sylvian selbst, denn das Songwriting des Schweden dominiert ein ähnlich ätherisches wie schwelgerisch emotionales Verständnis von Popmusik.

Und da Sylvian nicht gerade den schlechtesten Geschmack besitzt, muss man ihm durchaus Recht geben, dass er diese wirklich sehr schöne, atmosphärische Platte vor dem Vergessen gerettet hat und in überarbeiteter Form neu veröffentlicht hat.

Warum allerdings ein Track der alten Version weggelassen wurde, und dafür zwei neue Songs von Feiner hinzukamen, das wissen wohl nur Sylvian und Feiner genau, zumindest fügen diese sich nahtlos ins Gesamtbild ein.

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