V.A.

Sweet Soul Music 1961, 1962, 1963, 1964, 1965

Es gibt gute Gründe, als junger Mensch mit einer Vorliebe für Punk und Artverwandtes einen großen Bogen um alles zu machen, was das Etikett "Soul" trägt, denn bei Nichtbeschäftigung mit dem Genre reicht es alleine schon aus, im Alltagsleben bei gelegentlichem Radio- oder TV-Konsum mit schlimmster Plastikmusik konfrontiert zu werden, die irgendwer dann als "Soul" klassifiziert, um jenes Genre ein für allemal abzuschreiben zu wollen.

Mit den Ursprüngen des Genres hat diese Musik freilich so viel gemeinsam wie die bei McDonalds verkauften Produkte mit Lebensmitteln, doch um das zu erkennen, bedarf es der eingehenderen Beschäftigung.

Und hierzu taugt diese neue Compilationreihe von Bear Family. Nachdem die Jahre 1945 bis 1960 im Rahmen der "Blowing The Fuse"-Reihe (Untertitel: "R&B Classics That Rocked The Jukebox in ...") abgehandelt wurden, trug Dave Booth bei der Titelgebung der Tatsache Rechnung, dass mit Anbruch des neuen Jahrzehnts vermehrt von Soul gesprochen wurde statt von Rhythm & Blues, wobei sich diverse Musiker wahlweise in diesen beiden Genres wie auch im Rock'n'Roll verorteten (Little Richard bezeichnete sich einst als "king of rockin' and rollin', rhythm and blues soulin'").

Um nun also einen Einstieg in jenes von vorzugweise US-Musikern afroamerikanischer Abstammung performte Genre zu schaffen, bietet sich statt mediokrer Wühltisch-Compilations diese Reihe an, die zwar auf ein paar große Namen wie Sam Cooke und Ray Charles verzichten muss (widerspenstige Lizenzinhaber ...), aber ansonsten in chronologischer Abfolge und mit ebenso fachkundig wie repräsentativ ausgewählter Tracklist den Neuling beeindruckt und den (nicht zu besserwisserischen) Fachmann zustimmend nicken lässt.

Alle (jeweils separat verkauften) CDs kommen im Falt-Digipak und mit einem dicken Booklet (80 Seiten!), in dem jeder Track eigene, ausführliche Linernotes zur Seite gestellt bekommt, nebst Abbildung der Original-Singles.

Essentiell. Und nach dem Hören versteht man nur noch weniger, was der heute als "Soul" titulierten Plastik-Pop mit den Wurzeln dieses Genres zu tun haben soll. (9)