EVPATORIA REPORT

Maar

Das Schweizer Label Get A Life entwickelt sich so langsam zu einer äußerst interessanten Adresse in Sachen Postrock-Publikationen. Schon das im Mai 2008 dort veröffentlichte "Eutheria" von EQUUS wusste zu begeistern und musste fortan mein Tonträgerabspielgerät nur noch selten verlassen.

Doch dann flatterten mir eines Tages THE EVPATORIA REPORT mit "Maar" ins Haus und okkupierten spontan den fest an die Labelkollegen vergeben geglaubten Platz. Das Album beginnt bedächtig und verlangt vom Hörer zunächst schon etwas Geduld; es dauert gute fünf Minuten bis zur ersten Eruption.

Spätestens dann hat sich die Combo aber in einen betörenden Rausch gespielt, der den Zuhörer in seiner Intensität und Vielschichtigkeit fasziniert und fesselt. Im Gegensatz zu den Labelkollegen EQUUS, die mit sehr filigraner, subtil variierter Monotonie agieren, setzen THE EVPATORIA REPORT doch eher auf Abwechslungsreichtum und Verspieltheit, ohne dabei wiederum je den Faden zu verlieren.

Locker, geschmeidig und ohne irgendwo anzuecken bewegen sich die Schweizer gekonnt und grazil durch wunderbare, eingängige Klanglandschaften. Ausgesprochen kunstfertig schaffen sie es, breite, warme Klanggebilde zu erzeugen, beherrschen Pianissimo wie Fortissimo.

Erinnert von der Anlage her, in seiner "Geschichten erzählenden" Art, an SPARROW SWAR AND SING-Aufnahmen. Rein klanglich geht das Ganze wegen seines großen Dynamikumfangs eher in Richtung Postrock à la MOGWAI, als an ein sirrendes "Kontinuum" der Marke GODSPEED YOU! BLACK EMPEROR.

Zwischendurch schleichen sich sogar PINK FLOYD-mäßige 60s-Experimental-Passagen ein ("Mithridate"), so dass "Maar" auch eine historischen Dimension erhält, durch die es eigentlich nie Gefahr läuft, das Postrock-Blueprint der letzten Dekade zum x-ten Mal zu Tode zu reiten.

Klar, THE EVPATORIA REPORT machen insgesamt nichts wirklich spektakulär anderes; sie machen es hier nur einfach mal extrem gut! Das Album erinnert mit Verpackung sowie Inhalt stark an die Ästhetik von Constellation und schafft es auch qualitativ, mit dort publiziertem Material mitzuhalten.

Eine Veröffentlichung, die das Referenzniveau in diesem Genre für die Zukunft ordentlich nach oben schraubt.