MADE OUT OF BABIES

The Ruiner

Als ich klein war, besaßen meine Eltern ein dickes Bilderbuch mit Dinosauriern drin - wahrscheinlich war es ein Quartals-Pflichtabnahmebuch von Bertelsmann, jener Firma, die es sich zur Aufgabe gemacht hatte, die deutschen Wohnwände der Sechziger und Siebziger mit Büchern zu bestücken, die sowieso keiner las.

Wie auch immer, dieses beeindruckende Buch mit Bildern von Säbelzahntigern und Mammuts liebte ich, und mir scheint, MADE OUT OF BABIES haben sich für das Artwork von "The Ruiner" bei ähnlichen Quellen bedient: Im Booklet und auf der Inlaycard gibt es ein zoologisches Stelldichein in gedeckten Farben, alles fotorealistische Bilder, mit zwei Ausnahmen: Auf dem Cover sind zwei Neanderthaler(?) zu sehen, mit einer getöteten Antilope, und auf der vorletzten Bookletseite ein Astronaut - sieht so aus, als hätten sich die Künstler dabei was gedacht.

Nach "Trophy" von 2005 und "Coward" von 2006, die beide auf Neurot erschienen waren, ist der New Yorker Vierer um Frontfrau Julie mit "The Ruiner" zu The End Records gewechselt, einem in Brooklyn ansässigen Label - das ist aber auch schon die einzige relevante Veränderung, denn M.O.O.B.

klingen immer noch genauso intensiv und drängend wie auf den beiden Vorgängeralben. Für mich haben sie die Fähigkeit, den Zuhörer völlig in ihre Musik hineinzuziehen, denn ihr mahlender, düsterer Noiserock hat etwas zutiefst Hypnotisches, das perfekt ergänzt wird durch den intensiven Gesang ihrer Frontfrau.

Julie kann sanft säuseln, böse brüllen, die Rockröhre geben - selten genug hat man bei Bands dieses Kalibers mit einer Frau zu tun, und wenn die dann auch noch so variabel ist, muss man das als Glücksfall für beide Seiten bezeichnen.

MADE OUT OF BABIES, das ist der geografische Mittelpunkt zwischen JESUS LIZARD und NEUROSIS, zwischen COWS, GOD BULLIES und MELVINS. Wäre das Album Mitte der Neunziger erschienen, wären sie wohl auf Amphetamine Reptile untergekommen.

Intensiv as fuck. (9)