JEAN-PHILIPPE GOUDE

Aux Solitudes

An sich ist mir der Großteil herkömmlicher Klassik völlig zuwider, wo sich das Bildungsbürgertum seine regelmäßige Dosis Hochkultur abholt – es gibt wohl kaum etwas Langweiligeres. Die Einsicht, dass man Stilelemente der Klassik auch spannend und modern arrangieren kann, habe ich Michael Nyman zu verdanken, der zwar klassisch ausgebildet wurde, aber wie kaum ein anderer Klassik mit Populärmusik vermischt und sie von ihrem Mief befreit hat.

Ganz anders natürlich als diese in bestimmten Abständen auftauchenden Mutationen à la Vanessa-Mae oder ähnlicher Schrott, die Popmusik vergewaltigen und gleichzeitig auch noch ihr wunderschönes Instrument.

Der 1952 geborene Franzose Jean-Philippe Goude könnte in gewisser Weise ein Schüler des acht Jahre älteren Nyman sein und ist bereits seit Ende der 70er als Komponist aktiv, Platten von ihm erschienen allerdings erst Anfang der 90er.

Ähnlich wie bei Nyman gibt es hier sich dramatisch steigernde Streicherarrangements mit euphorisch melodischer Note, versetzt mit anderer Klassik-Instrumentierung und einem manchmal etwas anstrengenden Falsettgesang, der aber nur bei wenigen Stücken zum Einsatz kommt.

Neben kürzeren experimentell-minimalistischen Momenten, die Goude nur mit dem Synthesizer umgesetzt hat. Der Reiz von „Aux Solitudes“ liegt dabei in dem Kontrast von barocker Nostalgie und subtilen Einflüssen der Moderne.

Sicherlich keine banale Rockmusik, aber auf jeden Fall anspruchsvolle wie äußerst eingängige Musik, die sich nicht hinter irgendwelchen aufgesetzten Kunstbegriffen verschanzen muss. Gemacht wie für einen Film, aber ebenfalls in der Lage, eigene Bilder im Kopf des Hörers entstehen zu lassen.