TREACHERY

s/t

Momentan scheinen mir die interessantesten Bands im Black Metal jene zu sein, die trotz eines Sinns für die Ursprünge keine Angst vor Evolution oder vor der Benutzung artfremder Elemente haben – und damit meine ich sicher nicht eine verwirrte nationalistisch geprägte Folklore.

Ebenfalls lieber als nur die Standards wiederkauende Bands sind mir die Musiker, die, aus anderen Genres kommend, Black Metal „nur“ für sich benutzen, damit dem Genre selbst aber neue Impulse verleihen.

Seien es Bands wie DEATHSPELL OMEGA, GLORIOR BELLI oder BLUT AUS NORD auf der einen Seite (Frankreichs Szene ist eine der innovativsten momentan) oder GNAW THEIR TONGUES, SUNN O))) und diverse Dark-Ambient-Künstler auf der anderen: gemein ist ihnen, dass sie Black Metal auch 2008 noch eine Berechtigung geben.

Das aus Minnesota stammende, rein weibliche (die Pseudonyme lassen darauf schließen) Trio TREACHERY um Sängerin Hecate bewegt sich dabei in der Mitte: Ein Black-Metal-Hintergrund existiert, dennoch haben sich die drei auch in anderen, eher elektronisch geprägten Genres betätigt.

Den fünf Songs ihres Debüts liegt dann auch eine Kälte und Bösartigkeit zugrunde, die den meisten Veteranen des Genres mittlerweile abgeht, sie sind voller Hass und Verzweiflung, ohne dabei aber stur dem Prinzip der alten norwegischen Schule zu folgen.

Oder gab es damals so etwas wie Groove oder clever eingesetzte Ambient-Sounds abseits eines mit zwei Fingern bedienten Keyboards? Alle Musiktheorie und -Geschichte zudem beiseite gelassen: Das Gänsehaut erzeugende Geschrei von Hecate in „Enter Dominion“ muss Mann (sic!) erstmal verdauen.