UNITED NATIONS

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Der Name ist Programm. Wer seine Band UNITED NATIONS nennt, will entweder das angeschlagene Prestige der größten politischen Institution der Welt aus Überzeugung aufpolieren oder es noch weiter demolieren.

Vielleicht ist es aber auch der waghalsige Versuch, den Politpunk des 21. Jahrhunderts zu etablieren. So richtig schlau wird man aus dem neuen Nebenprojekt von GLASSJAW-Sänger und THURSDAYS Geoff Rickly eben nicht: hier wird nämlich schon in den Songtiteln geschickt mit Zitaten aus Popkultur („The Shape Of Punk That Never Came“, „Resolution #9“) und Politik („My Cold War“) gespielt, so dass man recht schnell zu der Erkenntnis kommt, dass UNITED NATIONS nichts weniger als entfremden wollen.

Das schlägt sich auch musikalisch nieder, denn das selbstbetitelte Debüt ist ein Soundbastard, der herausfordert. Neben einmütigen Chaos- und Grindcore-Knüpplern finden sich auch immer wieder melodiöse Versatzstücke und konventionelle Rockstrukturen wieder, die temporär Hörerwartungen aufbauen, um sie im nächsten Moment gleich wieder zu zerstören.

Bestechend ist besonders die Pseudoballade „Filmed In Front Of A Live Studio Audience“ geraten; eine Mischung aus übersteuerten Radiomitschnitten, MARS VOLTA-Pathos und Doublebass-Abrissbirne.

UNITED NATIONS wirken verstörend, gnadenlos und packend. Quasi ein Musik gewordenes Drehbuch der Coen-Brüder.