PHILLIP BOA & THE VOODOOCLUB

Diamonds Fall

In gewisser Weise bin ich ja ein Boa-Fan der ersten Stunde, schließlich habe ich 1985 noch sein „Philister"-Album frisch im Plattenladen erstanden. Spätestens 1989 mit der „Hit-Single" „Container Love" und dem kommerziellen Durchbruch begann Boa allerdings zu nerven beziehungsweise die Leute, die so taten, als ob in Deutschland ansonsten keine gute Indiemusik gemacht würde.

Insofern teilte ich irgendwann die Abneigung der ÄRZTE gegenüber Boa, mit seinem Malta-Tick und seiner offen zur Schau getragenen Arroganz, quasi der kleine Bruder von Blixa Bargeld, der mal eine ordentliche Tracht Prügel verdient hätte.

„Diamonds Fall" ist seit langer Zeit ein Album von Boa, das ich wieder bewusst als Einheit wahrnehme, und es ist direkt mal sehr angenehm, dass sich der in Dortmund zu Welt gekommene Ernst Ulrich Figgen von einer sehr ruhigen, entspannten Seite zeigt.

An sich war eine gewisse rhythmische Hektik ja immer ein Markenzeichen von Boa, aber „Diamonds Fall" besitzt fast schon Ambient-Qualitäten, mit seinen dichten Synthesizer-Teppichen und dem schönen Schlagzeugspiel von Jaki Liebezeit (ja, tatsächlich, der CAN-Schlagzeuger), der offenbar nicht ganz unschuldig an dem fokussierten Gesamteindruck der Platte ist.

Und auch Frau Lunds in der Vergangenheit oftmals doch sehr aufdringliches Geträller wurde subtiler eingesetzt. Ein wirklich sehr gelungenes hymnisches und vor allem erwachsenes Pop-Album, wenn man es so nennen will, bei dem dem wahren Fan wahrscheinlich gewisse Boa-übliche Zutaten fehlen könnten, weshalb mir „Diamonds Fall" wohl auch so ausgesprochen gut gefällt.