DAVE EVANS

Judgement Day

Ich liebe es, ein Besserwisser zu sein, und wenn es um Musik geht und damit um nutzloses Spartenwissen, umso besser. Kleine Kostprobe, um bei nächstbester Gelegenheit mal auftrumpfen zu können: „Wie hieß der erste Sänger von AC/DC?" Wetten, dass die Antwort Bon Scott lauten wird, so es sich bei deinem Gegenüber nicht um einen expliziten Nerd in Sachen Aussie-Rock handelt? „Ha, von wegen!", wirst du dann triumphieren, und süffisant anmerken, dass der Mann, der bei der ersten AC/DC-Hitsingle „Can I sit next to you girl?" ins Mikro kreischte, mitnichten Herr Scott war, sondern ein gewisser Dave Evans.

Seine Karriere mit den Young-Brüdern dauerte nur ein Jahr, bis Oktober 1974, da bekam er von Management und Kollegen den Flug. Diverse Platten folgten seitdem, mit eigener Band wie auch solo, auf deutschen Bühnen ist Evans auch kein Unbekannter, und nun hat er mit „Judgement Day" ein neues Album raus, dessen Artwork zwar so furchtbar ist, dass man dahinter bestenfalls eine schwäbische Cover-Rockband vom Dorf vermutet, aber wer dem Leitspruch „Never judge a book by its cover" folgt, wird umso besser belohnt: Evans reproduziert hier seinen kurzen „flirt with fame" von vor 35 Jahren wirklich überzeugend, eigentlich jede der zehn Nummern hat den klassischen AC/DC-Wumms, das mächtige Drumming, die Gitarrenarbeit - und natürlich den dazu passenden Sänger.

Mag sein, dass das aktuelle Album der echten AC/DC für manche Leute die absolute Offenbarung ist, ich für meinen Teil habe mindestens genauso viel Spaß am Straßenköter-Rock ihres Ex-Frontmanns, der mit „Another boy on the street" auch einen kleinen Hit zu bieten hat.

Und zum Glück ist die Produktion um einiges besser als das Artwork ...