FENNESZ

Black Sea

Der österreichische Laptop-Gitarrist Christian Fennesz hat sich seit seiner ersten Platte „Hotel Paral.lel" von 1997 einen beachtlichen Ruf erarbeitet und kann inzwischen auf Kollaborationen mit Musikern wie Jim O'Rourke, David Sylvian oder Ryuichi Sakamoto zurückblicken - mit Letzterem spielte er 2007 auch das komplette Album „Cendre" ein, der direkte Vorgänger von „Black Sea".

Waren „Cendre" und „Venice" von 2004 für solch eine Art konzeptioneller Ambientmusik erstaunlich melodische wie eingängige Werke - gerade „Cendre" erzeugte durch Sakamotos Pianospiel angenehm warme Klänge -, scheint Fennesz bei „Black Sea" den Abstraktionsgrad seiner Musik deutlich erhöht zu haben und hinterlässt damit so viel stärker den Eindruck einer komplexen, verschachtelten Klangcollage.

Und so ist der Opener „Black sea" geprägt von atonalen Störgeräuschen, erst nach gut zwei Minuten entstehen deutlich konventionellere, filigrane Postrock-Sounds. Auf diesen Gegensätzen baut Fennesz auch den Rest der Platte auf, die erneut faszinierende Klanglandschaften erzeugt, mit einem äußerst harmonischen, in sich ruhenden Kern, um den herum der Österreicher verfremdete, kaum wiedererkennbare Gitarrensounds und andere Samples schichtet.

Wer meint, Elektronische Musik würde darauf basieren, an irgendwelchen Knöpfchen zu drehen und so schmerzhafte akustische Umweltverschmutzung auf die Menschheit loszulassen, dürfte durch diese sphärischen wie ästhetisch veredelten Kompositionen in seine Schranken gewiesen werden beziehungsweise zeigt sich hier der Unterschied zwischen Dilettanten und wahren Meistern.

Der Titel der Platte ist allerdings mehr als zutreffend, denn „Black Sea" gleicht streckenweise wirklich den dunklen Fluten eines aufgepeitschten Meeres, die einen hinabzuziehen drohen, in denen man sich aber ebenso friedlich einfach treiben lassen kann.