KREATOR

Hordes Of Chaos

In Zeiten, in denen jeder Mallcore-Kasper seine sterile, seelenlose, kaputt komprimierte, überproduzierte Scheiße erfolgreich verkaufen kann, muss man es wohl als mutig ansehen, mit einem so organischen und dynamischen Sound anzukommen, wie ihn der bisher nicht im Metal agierende Produzent Moses Schneider dem zwölften KREATOR-Album verpasst hat.

Traurig eigentlich, eventuell aber ein Signal an andere Bands und Produzenten, sich vom vermeintlich „fetten", dabei aber bloß lächerlich lauen Digital-Wahnsinn zu verabschieden, denn so sauber und differenziert, druckvoll und brutal wie „Hordes Of Chaos" hat in den letzten Jahren kaum eine Metal-Platte geklungen, auch KREATORs letzte Alben selbst nicht.

Den Essenern scheint die „neue" Arbeitsweise dann auch direkt einen weiteren Schub in Sachen Kreativität und musikalischer Energie beschert zu haben. Die leider meist erfolglose Selbstfindungsphase der Neunziger konnte man ja schon mit den beiden direkten Vorgängern „Violent Revolution" von 2001 und „Enemy Of God" von 2005 als erledigt ansehen, mit denen KREATOR mit wieder gefestigtem Line-up als Thrash-Metal-Band auferstanden, die sich auf ihre Stärken besann, ohne dabei anachronistisch zu wirken.

Ein so energetisches und frisches Album wie „Hordes Of Chaos" hätte ich ihnen aber nicht (mehr) zugetraut: durchweg fantastische und brillant arrangierte Songs auf einem unheimlich hohen Energielevel, wunderbare Gesangs- und Gitarrenmelodien inmitten von Wut- und Hassausbrüchen.

Und was ist eigentlich mit Sänger Mille Petrozza passiert? Wurde der in einen Jungbrunnen geworfen? So aggressiv und angepisst hat man ihn sogar vielleicht noch nie gehört. „Hordes Of Chaos" wird einst als ein Höhepunkt im Schaffen KREATORs gesehen werden, darauf verwette ich mein abgewracktes 92er-Tourshirt.