MICHALE GRAVES

Illusions Live - Viretta Park

Als Mitgründer der die Republikaner unterstützenden Homepage conservativepunk.com und Repräsentant der gleichnamigen Strömung in der amerikanischen (Sub-)Kultur, deren Mitglieder sich gleichzeitig mit rechts-konservativen und pro-kapitalistischen politischen Vorstellungen sowie der Punk-Ideologie identifizieren möchten, stößt mich Michale Graves als Person doch eher ab.

Dass die Zusammenstellung von „conservative" und „Punk" ganz leicht ad absurdum geführt werden kann, muss wohl in diesem Kontext nicht weiter erläutert werden, jedoch möchte ich an dieser Stelle die „Daily Show"-Episode mit Michale Graves empfehlen, die zeigt, wie satirisch die ganze Gegebenheit schon von sich aus ist.

Dessen ungeachtet konnte mich Graves musikalisch als Frontmann der Mitte der Neunziger Jahre „neuen" MISFITS einige Male positiv überraschen, trotz seiner, bedingt durch den ständigen Vergleich mit Glenn Danzig, besonders erschwerten Startposition in diesem Umfeld.

Auf der neuen Veröffentlichung gibt es nun die Live-Version seines letzten Akustik-Soloalbums plus die „Viretta Park"-Demos, die er während der Dreharbeiten zu Craig Singers „Perkins 14" in Rumänien aufnahm.

Und bei den auf Gitarre und Stimme reduzierten Akustikaufnahmen kommt genau das am besten zum Ausdruck, was ich schon immer an Graves mochte: sein charismatischer und fesselnder Gesang. Die Songs sind ein Abriss seiner gesamten musikalischen Karriere, besondere Schmankerl sind „Blackbird", „Fiend club", „Scream" und die Ode an Kurt Cobain: „Viretta Park".

Wenn dieses Album auch eine politische Ausrichtung beinhalten sollte, wird diese durch Vertonung von Texten des im Laufe des Prozesses um „The Memphis Three" zum Tode verurteilten Damien Echols gewährleistet, dessen Fall zum Aushängeschild für Intoleranz und willkürliche Urteilssprechung in den USA wurde.

Graves setzt sich mit diesem schon lange intensiv auseinander und startete 2006 auch die „Almost Home"-Kampagne, um Echols Buch zu promoten.