Foto

SOUTH PARK

DIE KOMPLETTE NEUNTE SEASON

Wenn Paramount weiterhin in diesem Tempo die SOUTH PARK-Staffeln raushaut, ist der Spaß bald vorbei. Na, mir soll es recht sein, denn die 14 Episoden der 9. Staffel waren in null Komma nichts weggeguckt, was ja durchaus für den gleichbleibenden hohen Unterhaltungswert der Zeichentrickserie von Trey Parker und Matt Stone spricht und vor allem für deren beißenden, respektlosen Humor.

Und so geht es diesmal unter anderem um Mr. Garrisons Geschlechtsumwandlung, Cartmans Kampf gegen die in South Park einfallenden Hippies, die verzweifelten Versuche der Jungs, nicht Baseball spielen zu müssen, den Tod von Cartman – denn da ihn alle ignorieren, meint er, genau das zu sein, quasi eine Parodie auf THE SIXTH SENSE –, Jimmys Erektionsprobleme, die Überschwemmung von Beaverton durch einen Dammbruch, Schuld soll allerdings die globale Erwärmung sein, und die großartige Episode „Ginger Kids“.

Darin verwandeln Stan und Kyle Cartman über Nacht in einen rothaarigen, blassen Jungen, da ihnen auf die Nerven ging, wie Cartman auf diesen rumgehackt hatte. Dummerweise wird Cartman dadurch zum Führer eine radikalen Gruppe Rothaariger, die alle anderen ausrotten wollen.

Außerdem gibt es mit „Best Friends Forever“ und „Trapped In The Closet“ zwei für den Emmy nominierte SOUTH PARK-Episoden. Gerade letztere besitzt inzwischen einen legendären Ruf, da sie aufgrund ihrer offenherzigen Kritik an Scientology zum Ausstieg von Isaac Hayes führte.

Und Tom Cruise drohte damals Viacom, denen Comedy Central und Paramount Pictures gehört, mit der Beendigung seiner Promotion-Aktivitäten für MISSION: IMPOSSIBLE III, falls die Folge noch mal wiederholt würde, was dann auch erst mal nicht passierte.

In „Trapped In The Closet“ wird Stan Marsh nach einem komischen Test bei Scientology für die Reinkarnation von L. Ron Hubbard gehalten, weshalb das Haus der Marshs von Scientology-Jüngern belagert wird und Stan Mühe hat, Tom Cruise und John Travolta wieder aus seinem Wandschrank heraus zu bekommen.

Wobei es eigentlich noch viel amüsanter ist, wie Parker und Stone hier Hubbards alberne Science Fiction-Lehren durch den Kakao ziehen. Das Ganze wurde dann als „Closetgate“ bekannt und zog noch einige Konsequenzen nach sich, auf jeden Fall konnten sich Parker und Stone keine bessere Werbung für ihre Serie wünschen.

Dagegen verblasst fast die Episode „Best Friends Forever“ mit ihrem ernsten Hintergrund, in der es Cartman nach Kennys erneuten Ableben auf dessen Playstation abgesehen hat, doch der liegt nur in einem Wachkoma, ist also gar nicht richtig tot.

Das ist dumm, denn er wird aufgrund seiner besonderen spielerischen Fähigkeiten mit der Playstation dringend im Himmel gebraucht, um dort als Führer im Krieg gegen die Hölle zu fungieren.

Fortan wird Cartman zum beharrlichen Fürsprecher, die lebenserhaltenden Maßnahmen für Kenny endlich zu beenden, natürlich nur aus den üblichen niederen Motiven. Damit griffen Parker und Stone auf ihre geschmacklich sicher grenzwertige Art den Terri Schiavo-Fall auf, bei dem ein Ehemann jahrelang darum gekämpft hatte, dass seine Frau, die sich bereits 15 Jahre lang im Wachkoma befand, endlich erlöst wurde, was Anfang 2005 der Fall war.

Aber es ist ja nicht das erste Mal, dass SOUTH PARK thematisch bei allem Klamauk eine tiefergehenden Dimension besitzt, was für mich auch nach wie vor ihren großen Reiz ausmacht.