IRON AND WINE

Around The Well

Offenbar gehöre ich zu den wenigen Menschen, für die das letzte, schwer abgefeierte IRON AND WINE-Album „The Shepherd's Dog" von 2007 eine echte Enttäuschung darstellte. Umso mehr zu schätzen weiß ich hingegen diese opulente Doppel-CD mit 23 Songs von Samuel Beam, die entweder schon lange out of print oder sogar unveröffentlicht sind, teilweise Aufnahmen aus der Frühzeit der Band.

Und so besteht die erste Disc noch komplett aus Wohnzimmeraufnahmen, herrlich melancholischen Folk-Songs, die trotz ihres minimalistischen Anstrichs und der etwas nuscheligen Soundqualität ungemein viel Charme und emotionale Tiefe besitzen, wahre unbearbeitete Rohdiamanten - Neil Young hätte das kaum besser hinbekommen.

Darunter auch eine Coverversion von „Waitin' for a Superman", ein Song der FLAMING LIPS vom „The Soft Bulletin"-Album, den sich Beam wirklich wundervoll zu eigen macht. Beam zeigt sich selbst in dieser reduzierten Form als begnadeter Songwriter, der einen mit seinen filigranen, verträumten Melodien auf faszinierende Weise in seinen Bann zieht und regelrecht einlullt.

Auf Disc 2 gibt es zwar noch immer keinen Big-Band-Sound, aber die Klangqualität lässt echte Studioumgebung vermuten, wobei auch hier überwiegend Beams Stimme und seine Gitarre das Geschehen bestimmen.

Die grundsätzliche Intensität von Beams Songs ändert sich dadurch nicht beziehungsweise erreicht erstaunliche neue Höhepunkte, wenn er beim großartigen „Carried home" in psychedelischen 60s Folkrock abdriftet.

Interessant ist aber auch seine Version des voluminösen NEW ORDER-Songs „Love vigilantes", erstaunlich, dass so was auch im rein akustischen Gewand funktioniert. Und mit „Kingdom of the animals" bekommt man hier neben „Carried home" den anderen tollen Song der „Boy With A Coin"-Single geliefert, der nicht auf „The Shepherd's Dog" enthalten war und den Großteil der Album-Songs weit hinter sich lässt.

Eine wirklich gelungene Zusammenstellung, die ich mir gerne neben ein ausgezeichnetes Album wie „Our Endless Numbered Days" stelle, das für mich immer noch das bisherige IRON AND WINE-Highlight ist.