SIOUXSIE AND THE BANSHEES

A Kiss In The Dreamhouse

Nachdem die ersten vier SIOUXSIE AND THE BANSHEES-Alben - „The Scream" (1978), „Join Hands" (1979), „Kaleidoscope" (1980) und „Juju" (1981) - schon vor ein paar Jahren neu aufgelegt wurden, gibt es jetzt mit „A Kiss In The Dreamhouse" (1982), „Nocturne" (1983), „Hyaena"(1984) und „Tinderbox" (1986) die nächste Staffel.

Für alle gilt: Digipak im Original-Artwork, dazu ein achtseitiges Falt-Booklet mit Texten, Fotos und Linernotes, plus vier Bonus-Songs, vom ursprünglich als Doppelalbum erschienenen „Nocturne" mal abgesehen.

Unglaublich, mit welchem Eifer die Band um Punk-Ikone Siouxsie Sioux, die eine der wenigen aktiven Frauen der frühen Londoner Punk-Szene um SEX PISTOLS-Impresario Malcolm McLaren war, Jahr für Jahr ein neues Album veröffentlichte, und das in konsequent hoher Qualität.

Erstaunlich, dass sowas heutzutage eigentlich keiner Band mehr gelingt. „A Kiss In The Dreamhouse" von 1982 wurde seinerzeit als experimentelles Album angesehen, das es nicht ganz schaffte, an das Highlight „Kaleidoscope" anzuknüpfen, doch die Band um die Frau, die mit ihrer Frisur, ihrem ganzen Look zum Role Model ganzer Generationen von Goth-Punk-Frauen wurde, hatte mit „Cascade", dem balladesken, unter die Haut gehenden „Melt!", dem später mal von LCD SOUNDSYSTEM gecoverten „Rapture" und „Painted bird" auch wieder eine erstaunlich hohe Hit-Quote.

Live-Platten braucht, von ganz wenigen Ausnahmen abgesehen, kein Mensch. „Nocturne" ist eine solche Ausnahme, denn das 16 Songs umfassende Doppelalbum aus dem Jahre 1983, das einen Mitschnitt aus der Royal Albert Hall aus dem Herbst jenes Jahres enthält, schaffte die seltene Leistung, eine Band auf dem Höhepunkt ihres Schaffens perfekt einzufangen.

Mit „Israel", „Melt!", „Cascade", Slowdive", „Painted bird", „Happy house", Spellbound" und „Voodoo dolly" ist die Songauswahl nah dran an einem Best-Of, die Soundqualität perfekt, aber nicht steril, und mit einem gewissen Robert Smith an der Gitarre wirkt so manches Stück hier noch intensiver als in der Studioversion.

„Hyaena" erschien im Mai 1984, und wie schon bei „Nocturne" ist auch hier Robert Smith mit von der Partie, war sowohl am Songwriting wie den Aufnahmen beteiligt. Im Vorfeld war der Band mit dem BEATLES-Cover „Dear prudence" ein Single-Hit geglückt, wobei der Song nicht auf dem Album enthalten war, sich aber jetzt unter den Bonus-Tracks der remasterten Neuauflage findet.

1984 war kaum noch eine der frühen britischen Punkbands aktiv, und kaum eine hatte bis dahin unbeschadet überlebt, nicht wenige meinten sich auf musikalisches Glatteis begeben, miese Pop-Platten aufnehmen zu müssen.

SIOUXSIE AND THE BANSHEES aber schafften es, auch Mitte der Achtziger noch relevante Alben zu veröffentlichen, das dokumentiert das nicht mehr so düstere, verspielte „Hyaena"-Album. Im April 1986 dann kam „Tinderbox", das siebte Album, mit dem SIOUXSIE AND THE BANSHEES sich wieder vom verspielteren Sound von „Hyaena" entfernten und es schafften, so zeitlos zu klingen, dass die Platte auch heute noch „aktuell" klingt, für mich sowas wie ein Verbindungsstück zum damals gerade erwachenden US-Indierock mit Bands wie SONIC YOUTH und später PIXIES darstellt.

Vorangegangen war 1985 die 12" „Cities In Dust", und jener Song ist auch auf dem Album enthalten und definitiv der Hit der Platte, neben „Candyman". Unter den Bonus-Songs dann noch der „Eruption Mix" von „Cities in dust" sowie die Non-LP-Tracks „Song from the end of the world" und „Starcrossed".