HANS-JOACHIM ROEDELIUS

Durch die Wüste

Im März hatte Bureau B Hans-Joachim Roedelius' zweites Solo-Album „Jardin Au Fou" von 1979 wiederveröffentlicht, dem folgt im August der Erstling „Durch die Wüste" von 1978. Zusammen mit Wolfgang Riechmanns Platte „Wunderbar" und „Grosses Wasser" von CLUSTER der Start einer Reihe von der Wiederveröffentlichungen des Hamburger Labels Sky (auf CD und Vinyl), das Mitte der 70er vom Brain-Label-Mitbegründer Günter Körber ins Leben gerufen wurde und wo in Folge ein Großteil des so genannten damaligen deutschen Krautrocks erschien.

Roedelius hatte ja bereits seit Anfang der 70er mit Bands wie CLUSTER/KLUSTER und HARMONIA für diese Zeit eigenwillige und wegweisende Elektronikmusik aufgenommen, die man heute der Einfachheit halber Ambient nennen könnte, teilweise zusammen mit Brian Eno, der ja auch früh Geschmack an solchen Sounds entwickelt hatte.

„Durch die Wüste" entstand in enger Zusammenarbeit mit Conny Plank, der sich nicht nur um die technische Seite kümmerte, sondern auch Gitarre und Percussion beisteuerte. Wer bei „Durch die Wüste" allerdings die eher banalen, typisch fließenden Synthiesounds von Ambient erwartet, Stichwort Entspannungsmusik, wird mit einem recht sperrigen Werk konfrontiert, bei dem dissonante Klänge überwiegen, experimentell und keiner richtigen Schublade zuzuordnen.

Immer noch als Produkt einer richtigen Rockband erkennbar, ohne dass es klassische Rockelemente geben würde, gelingt Roedelius dabei eine von Zeit und Raum und dem damaligen musikalischen Kontext losgelöste Klangcollage, die dennoch eine erstaunliche Homogenität aufweist und vor allem echten Wiedererkennungswert, wodurch „Durch die Wüste" mit jedem Hören eigentlich immer besser und vertrauter wird.

Und selbst heute klingt „Durch die Wüste" nicht wie ein typisches Werk der 70er, sondern wie ein nach wie vor verblüffendes Beispiel vollkommen eigenständiger avantgardistischer Popmusik.