LITURGY

Renihilation

Einst vom Metal-Mainstream belächelt oder vom tumben Teil der Gesellschaft sogar gefürchtet (siehe die Medienresonanz nicht nur in Sachen Varg Vikernes Anfang der Neunziger in Norwegen) hat es der Black Metal als wohl einziges Subgenre des Metals geschafft, mit Teilen von sich wohlwollende Aufmerksamkeit auch bei Außenstehenden zu erlangen oder gar von Gralshütern so genannter „ernsthafter“ Musik wahrgenommen zu werden.

Seien es die zumindest von einer Aura des Black Metals umgebenen SUNN O))), ohne deren Erwähnung kein von seiner Wichtigkeit selbst überzeugtes Feuilleton mehr auskommen mag oder jüngst WOLVES IN THE THRONE ROOM, die als bisher einzige Black-Metal-Band im Ox interviewt wurden.

Der jüngste Entwicklungsschritt dürfte die Übernahme von Black-Metal-Charakteriska bei gleichzeitiger Ignorierung textlicher oder imagetragender Klischees durch eigentlich Genrefremde sein.

Die New Yorker LITURGY sind so ein Fall. Der (offensichtlich noch sehr junge) Kopf des Quartetts, Hunter Hunt-Hendrix benutzt Black Metal als Ausdrucksform, ohne an dessen Nihilismus interessiert zu sein, vielmehr liegt ihm an einer transzendentalen Erfahrung.

Und es stimmt, Hunters Musik hat etwas Meditatives, ist das von Colin Marston (KRALLICE-Gitarrist und ebenfalls Black Metal ohne Metal) produzierte Debütalbum „Renihilation“, dem zwei Demos und eine 12“ vorher gingen, in seiner Essenz doch ein halbstündiger monotoner, minimalistischer Blastbeat, eine rasend schnelle Abfolge von flirrenden Gitarrentönen und Gekreische, mit nur wenigen Breaks, nur selten mal gedrosseltem Tempo und kurzen Intermezzi als Trennpunkte zwischen den Songs, die eigentlich bloß einer sind.

Die todtraurigen Melodien, die da unterschwellig mitklingen, nimmt man daher auch nur wahr, wenn man in der Musik mitfließt. Mal sehen, was von LITURGY noch kommen mag, aber schon „Renihilation“ hat etwas von einem Meisterwerk.