ELEKTROBOYS

Berlin.

Wo zur Hölle ist Schwalmstadt? Das Internet hilft: Irgendwo im nordhessischen Niemandsland zwischen Gießen und Kassel. Da kommen die ELEKTROBOYS her, die weder Elektro-Musik im Sinne von Dance-Schrott machen noch aus Berlin sind.

Album Nummer drei ist das hier, die Vorgänger wurden bereits in diesem Heft hinreichend gewürdigt, und genau das soll auch mit diesem Album auch geschehen, das sich schon alleine nach einem Blick auf die Tracklist als spaßige Angelegenheit darstellt.

„Ich mach mich zu, doch du kuckst mir rein.“, „Es gibt doch wirklich keinen Grund den Humor zu wechseln.“ oder „Meine Mutter war ein Mann. Und mein Vater war ein Punk“ lauten die absurden Songtitel des Anzüge tragenden Trios, dessen Texte ähnlich absurd sind.

Man liest, versteht, stutzt, wundert sich, lacht, ist wundervoll amüsiert über verdrehte Sätze wie „Meine Schulfreunde fahren am Wochenende zum Einmarsch nach Polen.“, „Gott hat mir gehauen mein Cape vom Kopf.“ oder „Wenn man heute noch was ändern will, muss man auch mal richtig Ehrgeiz zeigen.“ klingen wie eine Collage aus Talkshow-Sätzen, haben absolut das Zeug, mit der Lyrik eines Jens Rachut oder Schorsch Kamerun mitzuhalten und sind von pseudowitzigen Schenkelklopfern denkbar weit entfernt.

Das ist Kunst, das ist gut, und gut ist auch die Musik, denn Rumpelpunk überlassen die ELEKTROBOYS anderen, spielen stattdessen melancholischen, amerikanisch geprägten Gitarrenrock jenseits des grausigen Bedeutungsgeklampfes von Hans Hartz-Adepten à la JUPITER JONES und Banal-Pops von KETTCAR.

Musikalisch sind da wohl neben US-Heroen (ich meine neben SEBADOH sogar WIPERS heraushören zu können) auch DACKELBLUT und Co. einflussausübend gewesen, und dagegen ist rein gar nichts einzuwenden.

Und SLIME sind auch verewigt, im verstörend betitelten „Spanien muss sterben, damit wir leben können.“, wobei ich nicht weiß, womit sich Spanien dieses Verdikt verdient hat. Gute Band, die können nichts für Schwalmstadt, holt sie da raus.

(Diese Band war auf der Ox-CD #88 zu hören).