PYRO ONE

Tränen eines Harlekins

Ich bin ehrlich, mit HipHop geht es mir, wie meinen Großeltern mit dreckigem Rock’n’Roll. Die Geschmacks-, schlimmer noch, die Verständnismauer scheint unüberwindbar hoch. Wenn ich das hier vorliegende erste Solo-Werk des Berliners Pyro One (bisweilen MONKEY CREW) unter diesen Gesichtspunkten betrachte, brauche ich den Punktesack gar nicht erst aufzumachen.

Wenn ich es aber objektiv versuche, sehe ich ein hübsches Digipak, allerdings ohne komplette Texte (nur in Exzerpten den Titeln zugeordnet) und jede Menge Featurings, MC’s und Co. Hören kann ich 17 Songs lang recht abwechslungsreiche Beats und Grooves mit wohl überlegten Texten – in Deutsch! Über uns, unsere Gesellschaft („Anruf beim Mensch“) und Berliner Ansichten im Speziellen („Kiez“).

Zitate? „Feierabend, Flatrate, der Pöbel kotzt vor dem ins Bett gehen“ (aus „Opferlamm“), oder auch: „Suchst Gleichgesinnte unter vier Millionen, du fühlst ein Stückchen Hoffnung, die am Boden liegt“ (aus „100 m“).

Blicke ins Innere unserer Gesellschaft, und dem Leben in unserer Kapitale. Textlich ist das hier, Pathos und Crew-Mentalität hin oder her, um einiges besser als die Vielzahl der Konkurrenz – nicht nur aus dem HipHop.

Wer mit kritischem, modernem und auch intelligentem HipHop etwas anfangen kann, dem Chaoze One, SCHLAGZEILN oder Kele (Schweden) etwas sagen, wird sicher zum Pyromanen. Mein HipHop-Horizont ist etwas größer geworden und leider muss ich folgendem Zitat zustimmen: „Freiheit herrscht – nicht!“