FAUST

Faust Is Last

Letztes Jahr gab es via Bureau B das FAUST-Album „C’est Com... Com... Compliqué“, mit dabei die beiden Gründungsmitglieder Jean-Hervé Peron und Werner Diermaier, aber wo war eigentlich Hans Joachim Irmler? Offenbar existieren inzwischen zwei von einander unabhängige Inkarnationen der Krautrock-Legende FAUST, denn Mitte April erscheint auf Irmlers Label Klangbad dessen Album (in einem ästhetisch sehr ansprechenden Digipak) unter diesem Namen, eingespielt mit Schlagzeuger Jan Fride von KRAAN, neben Steven Wray Lobdell, Lars Paukstatt und Michael Stoll, die schon länger mit Irmler zusammenarbeiten.

Unberechenbar waren FAUST ja schon immer und sind wahrscheinlich auch deshalb immer noch in der Lage, aufregende Musik zu schaffen, man könnte das auch alternativ „in Würde altern“ nennen.

„Faust Is Last“ (Ist das überhaupt korrektes Englisch? FAUST sind die Letzten?) ist jedenfalls ein schwerer Noiserock-Brocken, mit dem die Band mal wieder ihrem Ruf als geniale Dilettanten gerecht wird, denn entweder jammt man hemmungs- und richtungslos herum oder es entwickeln sich dabei sehr griffige, regelrecht eingängige Parts, bei dem die Band zwischen fuzzigem, hartem Psychedelic-Rock, lärmigem Industrial und durchaus auch mal entspannten Ambient-Klängen hin und her schaltet.

Man könnte anmerken, dass man das im Detail alles schon mal gehört hat und dass FAUST irgendwie alles und nichts können, aber in der Gesamtheit hinterlässt „Faust Is Last“ dann doch wieder Eindruck – sicherlich auch abhängig davon, mit welcher Erwartungshaltung man an so eine Platte herangeht.

Leicht verdaulich ist das natürlich nicht, streckenweise regelrecht anstrengend, aber diese Form von musikalischer Radikalität der Vollblut-Avantgardisten hat auf jeden Fall ihren Reiz. Ein Stück haben sie den Kollegen CLUSTER gewidmet: 20 Sekunden extrem beschleunigter Lärm, ein netter Scherz.

Auf der zweiten Disc gibt es weitere sieben Stücke, wo man sich vollends auf reine, etwas entspanntere, aber immer noch recht noisige Klangcollagen mit rhythmischem Charakter konzentriert, bei denen auch Irmlers Orgelspiel sehr schön zur Geltung kommt.

Eventuell ist das sogar die spannendere der beiden CDs, denn FAUST gelingen dabei äußerst atmosphärische Momente, die dem näher kommen, was man im Allgemeinen unter Krautrock versteht, eben die so genannte „Kosmische Musik“, also experimenteller Spacerock, der die Beschränkungen von Zeit und Raum aufhebt.

Insofern hat auch Julian Copes Aussage „There is no group more mythical than FAUST“ immer noch Bestand.