TINY GHOSTS

Another Poison Wine

Mit „Everytime We Write A Love Song“ veröffentlichte die Band aus Freiberg Ende 2008 ein Album, das für den hungernden und dürstenden HÜSKER DÜ-Fan dem lang ersehnten Regen nach langer Dürre entsprach: Da machte sich eine Band aus Enddreißigern daran, ihren Helden des Achtziger-(Post-)Punk wie WIPERS, GUIDED BY VOICES und HÜSKER DÜ zu huldigen, und sie machte alles richtig: Ein ganzes Album voller zart schmelzender Indierock-Hymnen, sogar am Gesang gab es nichts auszusetzen – wundervoll.

Rund zwei Jahre später sind die TINY GHOST nun zurück, und das lässt sich vorausschicken: „Another Poison Wine“ ist genauso wundervoll wie das Debüt. Mir fällt vor allem auf, dass ich bei den Inspiration gebenden Bands damals eine zu erwähnen vergessen habe, die sich diesmal deutlich aufdrängt: R.E.M.

Bei allen Erfolgen sind die sich ja auch immee treu geblieben, haben ihren markanten, aus der gleichen Schule wie HÜSKER DÜ stammenden Sound nie geändert, nur variiert, und wenn ich die Hart/Mould/Norton-Ähnlichkeit der TINY GHOSTS etwas verschiebe, landen wir bei Grant Harts Solowerken sowie Moulds SUGAR.

Will heißen: Die TINY GHOSTS sind gereift, der schon HD beeinflussende Neil Young drückt hier immer wieder durch, und das Ergebnis ist ein Werk, das zwar nicht grundsätzlich durch Originalität glänzt, aber auch alles andere als der Versuch ist, einen Cover-Contest zu gewinnen.

Man hört dem Vierer einfach auf äußerst wohltuende Weise seine Einflüsse an, die instrumentale und gesangliche Ausführung wie auch die Produktion ist makellos, das Songwriting und das Arrangement meisterlich.

Ich würde mir wünschen, bei der nächsten Tour von Bob Mould wären TINY GHOSTS Vorgruppe, und dann kommt bei der Zugabe der Meister auf die Bühne, nimmt seine Gitarre und spielt mit ihnen– ohne Vocoder-Verzerrung – „Sorry somehow“ ...