GALAXIE 500

On Fire

Nach den TRIFFIDS und FEELIES legt Domino mit GALAXIE 500 die Platten einer weiteren zu Lebzeiten sträflich übersehenen alten Lieblingsband wieder auf. Gab es bei den TRIFFIDS und FEELIES auch noch echten Mehrwert in Form von rarem Bonusmaterial, war das überschaubare Gesamtwerk des Trios aus Boston eigentlich auf CD schon immer recht gut erschlossen gewesen.

Und so gibt es hier die drei zwischen 1988 und 1990 entstandenen Studioplatten „Today“, „On Fire“ und „This Is Our Music“ als preisgünstige Doppel-CD mit (zu) dickem Booklet, ergänzt um die etwas schwache Raritäten-Platte „Uncollected“, das gelungene, das erste Mal 1997 veröffentlichte Live-Album „Copenhagen“ und die bereits bekannten „Peel Sessions“ plus einiger Bonustracks, die aber schon bei früheren CD-Neuauflagen enthalten waren.

Nichts wirklich Neues für den Fan also, aber auf jeden Fall eine gute Möglichkeit, sich noch mal ein Bild davon zu machen, warum GALAXIE 500 im Indierock-Bereich gerne als Referenz angeführt werden.

Dabei ist ihr verschleppter, manchmal etwas dilettantisch wirkender Post-VELVET UNDERGROUND-Gitarrensound mit dem zarten Gesäusel von Sänger/Gitarrist Dean Wareham sicherlich nicht jedermanns Sache.

Ähnlich wie beim Debüt der FEELIES muss man sich auch bei „Today“ (von Shimmy Disc Gründer Kramer produziert) erst mal an das etwas spröde Songwriting von GALAXIE 500 gewöhnen, die aber sehr schnell mit ihren eigenwillig verträumten Melodien und den Shoegazer- und Slowcore-Anklängen einen hypnotischen Sog erzeugen.

Und gerade „Today“ ist immer noch eine erstaunlich starkes Debüt, die im Gegensatz zu vielen anderen ersten Platten von Bands bereits sehr gut auf den Punkt bringt, worin die Besonderheiten von GALAXIE 500 liegen, vor allem durch den letzten Song „Tugboat“, der dafür irgendwie prototypisch ist.

Als ihre beste Platte gilt allerdings zu recht „On Fire“, ebenfalls von Kramer produziert und ein Jahr nach „Today“ entstanden, die mit dem fantastischen „Blue thunder“ beginnt, von dem es auch noch eine tolle Version mit Saxophon auf „Uncollected“ gibt.

GALAXIE 500 scheinen hier ihre besonderen Charakteristika noch besser auf den Punkt zu bringen und die zarten melodischen Momente werden immer wieder von recht noisigen Gitarren-Sounds aufgebrochen, was auch ein wenig an YO LA TENGO erinnert.

Ein immer noch wirklich wundervolles Album, das sich mit dem fünfminütigen „Isn’t it a pity“ von George Harrison, auf dem Kramer die Orgel-Begleitung beisteuert, den eigentlichen Höhepunkt bis zum Schluss aufspart.

Wobei das einer der drei Bonus-Tracks fast noch zu toppen weiß, nämlich die wirklich grandiose Version des JOY DIVISION/NEW ORDER-Songs „Ceremony“. Dagegen konnte das dritte und finale Album „This is Our Music“ von 1990 eigentlich nur abfallen, das zwar ebenfalls von Kramer produziert wurde, aber mir heute ein wenig zu glatt und perfekt erscheint, auch wenn es mit dem Opener „Fourth of July“ sicherlich einen der besten GALAXIE 500-Songs überhaupt enthält.

Natürlich alles andere als ein schlechtes Album (bei dem die Band sich gekonnt Yoko Onos „Listen, the snow is falling“ annahm), ganz im Gegenteil, aber offenbar der Punkt, an dem auch GALAXIE 500 langsam ihre Unschuld verloren.

Vielleicht ganz gut gut, dass sie sich kurz danach auflösten, bevor sie ihren Zenit überschritten – parallel dazu ging auch noch ihr damaliges Label Rough Trade pleite. Die alten Fans mussten sich dann allerdings entscheiden, wem sie den Vorzug geben: Dean Wareham und seiner Band LUNA, der mich nie so recht überzeugen konnte, oder Damon Krukowski und Naomi Yang, die als DAMON & NAOMI wesentlich gelungener den besonderen GALAXIE 500-Sound am Leben erhielten.