HOLD STEADY

Heaven Is Whenever

Wo steht, dass es auf der Welt gerecht zugeht? Nirgends. Eben. Und so feiern GASLIGHT ANTHEM einen Erfolg nach dem anderen, während THE HOLD STEADY in der zweiten Reihe verharren. Gerecht? Ungerecht. Denn so sehr ich die Qualitäten von GASLIGHT ANTHEM zu schätzen weiß, so sehr weiß ich auch, dass für mich THE HOLD STEADY die bessere Band sind.

Zusammen mit denen und AGAINST ME! haben sie im Dreierpack dafür gesorgt, dass man sich als jemand, der in den Achtzigern mit Bruce Springsteen und Tom Petty aufwuchs, aber eben auch mit Punk und Hardcore, nicht mehr für deren Platten im Regal schämen muss.

Denn ja, man hatte damals einen Minderwertigkeitskomplex, weil man nicht nur Punk hörte, und in den Neunzigern brauchte man sowieso keinem mit Springsteen ankommen. Und heute? Da sorgt dieses Triumvirat aus Bands, die alle aus der Punk- und Hardcore-Szene kommen, dafür, dass es okay ist, zu seiner Vorliebe für ganz traditionelle amerikanische Rockmusik zu stehen, die nicht gleichzusetzen ist mit Schrott wie Kid Rock oder NICKELBACK – oder BON JOVI.

Und nun also legten THE HOLD STEADY aus New York mit ihrem fünften Album „Heaven Is Whenever“ die Messlatte für den kurz darauf erscheinenden neuen GA-Longplayer ein ganzes Stück höher – und gehen, zumindest für mich, aus dem direkten Zweikampf als Sieger hervor, wie sich auch AM! geschlagen geben müssen.

Es ist der unglaublich trockene, bissige Gitarrensound von Craig Finn und Tad Kubler, der markante Gesang Finns, Bobby Drakes wuchtiges Schlagzeugspiel, das solide Bassfundament von Galen Polivka (Keyboarder Franz Nicolay verließ die Band kürzlich, um mit AM! auf Tour zu gehen), das begeisternde Songwriting, das „Heaven Is Whenever“ zu solch einem Meisterwerk macht, nicht zu vergessen die exzellenten Texte, die oft den Charakter von Kurzgeschichten haben („Rock problems“) und mit ihren Anspielungen auf Bands wie HÜSKER DÜ („We can get together“), YOUTH OF TODAY und SHELTER („Barely breathing“) es einem so leicht machen, sich mit ihnen zu identifizieren.

Und dass mit John Reis (alias Speedo, ROCKET FROM THE CRYPT, NIGHTMARCHERS, etc.) die Position „Additional Guitar“ extrem kompetent besetzt wurde, spricht ebenfalls für die Band. Dass die Dumpfbacken unter den Rock-Rezensenten bei HOLD STEADY die Classic Rock- oder „Adult Orientated Rock“-Keule rausholen, spricht Bände für deren Unverständnis, zwischen lahmen Nicht-Vorbildern und den relevanten Vorbildern oder Zitatlieferanten unterscheiden zu können.

Ein wundervolles Album. Respekt.