NICK CAVE & THE BAD SEEDS

The Good Son

Ein Jahr nachdem die ersten vier Alben von NICK CAVE & THE BAD SEEDS die runderneuerte Neuauflage erfahren haben, waren nun die nächsten drei Alben an der Reihe: „Tender Prey“ (1988), „The Good Son“ (1990) und „Henry’s Dream“ (1992).

„Tender Prey“ war seinerzeit das letzte Album der Berlin-Phase von Cave & Co., und zusammen mit dem Vorgänger „Your Funeral ... My Trial“ stellt es für mich den Höhepunkt in Caves Schaffen dar.

Der Opener ist das grandiose „The mercy seat“ (später von Johnny Cash gecovert), auch „Deanna“ war und ist ein Hit, ja das Album ist die pure Cave-Essenz, bringt den düsteren und doch warmen Sound der Band in Perfektion zu Gehör, man hört Cave gerne zu, wie er mit sich und der Welt hadert, wie Wut und Verzweiflung aus ihm herausbrechen.

Von Berlin zog es Cave & Co. nach Brasilien, und angeblich ist „The Good Son“ von 1990 das erste Album, das nicht unter dem Einfluss harter Drogen entstand. Klingt es deshalb ungewohnt zart? Trug das tropische Klima Brasiliens nach Jahren im kalten, abgefuckten Berlin der Vor-Wende-Zeit dazu bei? Alles Spekulation, Fakt ist, dass „The Good Son“ das gewohnte Terrain nicht völlig verlässt, aber die düstere Härte vielfach einer positiveren, freundlicheren Attitüde gewichen ist.

Es war auch das letzte Album mit Gitarrist Kid Congo Powers, und wie ich es auch drehe und wende, es ist und bleibt eines der blasseren Alben im imposanten Schaffen der BAD SEEDS. „Henry’s Dream“ von 1992 ist dann so was wie der Beginn der „Neuzeit“ in Sachen BAD SEEDS.

Martyn P. Casey und Conway Savage stiegen mit diesem Album ein, sind damit heute neben Drummer Thomas Wydler (seit 1985 dabei) die dienstältesten Musiker in Caves Band, nachdem Mick Harvey als letztes verbliebenes Gründungsmitglied 2009 die Band verlassen hatte.

Die BAD SEEDS klingen wieder härter als auf dem Vorgänger, „Straight to you“/„Jack the Ripper“ und „I had a dream, Joe“ wurden als Singles ausgekoppelt. Zurück zur Normalität also, und dennoch, die gleiche Begeisterung wie für die früheren Alben oder dann ab Mitte der Neunziger („Murder Ballads“) konnte ich für die Releases dieser Zeit nicht empfinden, bei aller Qualität.

Allen Neuauflagen gemeinsam ist die Ausstattung: Klapp-Digipak mit ausführlichem Booklet inklusive Linernotes und Texten, die Originalaufnahmen wurden neu gemastert, und auf der DVD gibt es zum einen Dolby-Surround-Mixe wie damalige Videoclips.

Grundsätzlich reicht also die Standard-Edition ohne Bonus-DVD. Essentiell sind sie letztlich alle, will man das Schaffen eine Nick Cave doch komplett im Schrank stehen haben.