CHARLATANS

Who We Touch

Ein schöner Beginn: Der Opener „Love is ending“ brüllt von der ersten Sekunde an so ungestüm los, dass jeder, der sein Stereo-System vom Vorabend noch etwas lauter hatte, erstmal einen morgendlichen Schock verpasst bekommt.

Unüberhörbar, die CHARLATANS sind wieder da, mit Album Nr. 11, produziert von Martin „Youth“ Glover (KILLING JOKE). Tim Burgess und Band waren 1989 schon Britpop, als der Engländer bei „oasis“ noch an ein paar Palmen in der Wüste dachte, und sie sind auch zwei Jahrzehnte noch da, während andere Bands mit viel Getöse kamen und gingen.

Den ganz großen Hype hat man ihnen nie angetan, dafür sind sie immer noch da, ungebrochen, und schütten mit „Who We Touch“ ein Füllhorn wundervoller Popsongs über einem aus – die vor allem nach CHARLATANS klingen, bester, eingängigster Indie-Pop sind, wie man ihn nach wie vor in dieser Qualität nur auf der Insel hinbekommt.

„My foolish pride“ ist für mich hier der wesentlich sinnigere erste Singletrack als das exzellente, aber kantige „Love is ending“, für das sich die Band entschied, aber auch „Smash the system“ wäre eine kluge Wahl geworden: der Song zu den Nachwehen der Finanzkrise? Und apropos „Smash the system“: Wie bekommt man von den CHARLATANS den Bogen zu CRASS? Indem man weiß, dass Tim Burgess als Teenager jene liebte, ihr „Penis Envy“-Album in seinen ewigen Top 10 hat.

Dann erschließt sich der Hidden Track „The body eclectic“, einer Nummer, zu der die CHARLATANS die Musik liefern, wo die Sprechstimme, der Text aber von CRASS’ Penny Rimbaud stammt. Und beim Artwork stößt man erneut auf CRASS, wurde das Cover doch von Gee Vaucher gestaltet.

Brillant move, Charlatans!