NILS KOPPRUCH

Caruso

Vor drei Jahren hatte Nils Koppruch, der sympathische Frontmann der leider schon länger verschiedenen Hamburger FINK, mit „Den Teufel tun“ bereits ein sehr schönes Soloalbum aufgenommen, mit seinem unverkennbaren näselnden Gesang und dem Hang zu folkigen Singer/Songwriter-Sounds, man könnte auch einfach Country dazu sagen.

Und wenn man an Country mit deutschen Texten denkt, kommt unweigerlich der unsägliche Gunter Gabriel ins Spiel, der sich nach wie vor für einen deutschen Johnny Cash hält – ein weiteres Beispiel für den schädlichen Einfluss von Alkohol.

Bereits FINK wandelten auf dem schmalen Grat zwischen Schlager und folkloristischem Indierock, dennoch hatte man bei den Hamburgern niemals dieses schreckliche Gefühl von Fremdscham, das sich in der Regel einstellt, wenn Deutsche versuchen, Countrymusik zu spielen und dabei kein Fettnäpfchen auslassen.

Und zu den exzellenten musikalischen Qualitäten von FINK gesellte sich noch Koppruchs textliche Raffinesse, der möglicherweise einer der derzeit besten deutschen Songwriter ist und selbst für den peinlichsten Liebeskitsch noch eine tiefsinnige lyrische Sprache findet.

All diese Qualitäten lassen sich erneut auf seinem Mitte August erscheinenden Album „Caruso“ finden, mit dem mich Koppruch schon nach wenigen Songs in seinen Bann zieht und verdeutlicht, warum ich ihn als Musiker nach wie vor so ungemein schätze, was mir gerade bei deutschsprachigen Bands nicht allzu oft passiert.