DIEGO

Gold.

Die Gelegenheit ist günstig: Die EDITORS sind nach Meinung vieler alter Fans seit „In This Light And On This Evening“ spürbar geschwächt, ihre Konzerte seit geraumer Zeit Aufmarschgebiet von Über-Kopf-Klatschern, da besteht durchaus die Chance, an den erfolgreichsten Vertretern des JOY DIVISION-Revivals vorbeizuziehen.

Haben DIEGO aus Karlsruhe mit ihrem neuen Album diese Gelegenheit genutzt? Nur bedingt: „Gold.“ ist in Sachen Produktion und Ausführung der bislang ausgereifteste Release des Fünfers, rein formal wurde unter Aufsicht von Kurt Ebelhäuser alles richtig gemacht, die Produktion ist makellos. Doch formale Aspekte sind nur der eine Teil, der andere sind ins Ohr gehende Songs, oder, um es mit dem alten Majorlabel-A&R-Spruch zu sagen: Ich höre keine Single! Wo sind die zwei, drei, vier markanten Songs, die sich auf jedem EDITORS-Album finden, wo die einprägsamen Gitarrenmelodien? Ich finde sie nicht, denn „Gold.“ läuft zwar wirklich geschmeidig durch, aber irgendwas ist hier zu kalkuliert, zu geplant, zu perfekt.

Wenig objektive Gründe sprechen gegen dieses Album, subjektiv dafür aber keine, weshalb mich „Gold.“ so kalt lässt wie das reale Edelmetall. Und den abgeschmackten Spruch, dass nicht alles Gold ist, was glänzt, haben sie sich selbst eingebrockt.

Dennoch: Da die Konkurrenz auf dem Sektor gering ist, sind DIEGO nach wie vor eine Bereicherung für jeden, der sein Herz an die düsteren Gitarrensounds der frühen Achtziger verloren hat. Und ich höre mir jetzt DIE ART an.