JINGO DE LUNCH

Land Of The Free-ks

Die Situation von JINGO DE LUNCH im Jahr 2010 kennt man von vielen Bands, die man früher heißgeliebt hat. Ich nenne es das „BAD BRAINS-Szenario“. Eine Band, die vor Jahrzehnten – das kann man mittlerweile wirklich so sagen – über Genregrenzen hinweg alle Gitarrenfraktionen begeistert hat, meldet sich nach langer Pause zurück.

Dazu kommt ein Mitgliederwechsel und eine neue Platte wird auch noch rausgehauen. Bei so was haben viele Die-hard-Fans schon ganz anderen Lieblingsbands die Freundschaft kündigen müssen, zum Beispiel wenn das Comeback-Album so lahm ist, dass es nicht mal mehr als Anhänger am Rückspiegel was taugt.

Aber die gute alte Ausnahme, sie bestätigt immer noch die Regel. Nennen wir die Ausnahme mal JINGO DE LUNCH. Seit 2007 sind die Kreuzberger zurück, haben zuerst noch mal ein „Best Of“ mit alten Hits rausgehauen, und jetzt ein komplett neues Album.

Das BAD BRAINS-Szenario greift hier zum Glück nicht. „Land Of The Free-ks“ ist ein ganz schöner Knaller geworden, eine seelenlose Comeback-Platte hört sich anders an. Los geht’s mit einem recht typischen Jingo-Hardrockriff und auch Yvonnes Gesang erkennt man natürlich sofort wieder.

Die Metal-Elemente wurden um einiges zurück geschraubt, dafür finden sich andere Sounds, die man so noch nicht auf Jingo-Platten gehört hat, was vielleicht auch am neuen Gitarristen Gary Schmalzl liegen mag.

Spätestens als die ersten drei Songs hier durch den Raum schallten, war die erste Jingo-Platte seit über fünfzehn Jahren für mich gebongt. „Mass/acre“ klingt wie die Fortführung von D.O.A.s Hymne „Fuck you“ , „Move“ startet mit einem fast DEAD KENNEDYS-mäßigen Riff und mit „Land of the doom“ und „The job“ finden sich dann doch noch zwei etwas langsamere, rockigere Nummern.

Natürlich sind seit der letzten Jingo-Platte einige Jahre vergangen und auch Punk und HC haben sich massiv weiterentwickelt. Aber sie biedern sich halt nicht an das an, was gerade gewünscht wird.

Eigentlich klingen sie, als hätten sie sich nach einem kurzen Nickerchen von zehn Jahren kurz gestreckt, um jetzt ausgeruht wieder ans Werk zu gehen. Das heißt auf alle Fälle auch live spielen.

Wie gesagt: Das hätte auch derbe ins Auge gehen können, siehe BAD BRAINS. Ist es aber nicht. Willkommen zurück, Ladys and Gentlemen! (Diese Band war auf der Ox-CD #92 zu hören)