NO AGE

Everything In Between

Album Nr. 3 der aus den WIVES hervorgegangenen LA-Band, das zweite für Sub Pop, und ansonsten alles wie gehabt: Randy Randall und Dean Spunt sind immer noch zu zweit, der eine spielt Gitarre, der andere trommelt, beide singen, und im Gegensatz zu manch anderer Duo-Band ist die Produktion nicht darauf ausgerichtet, das zu betonen.

Wo andere Duos also bewusst reduziert auftreten, man das „Fehlen“ der Bassgitarre merkt, gehen NO AGE im Studio und in der Nachbearbeitung in die Vollen und schichten eine noisige, fies verzerrte Gitarrenspur auf die andere, bis ihre Musik so mächtig und reichhaltig daherkommt wie ein Blätterteiggebäck.

Randall scheint also guter Kunde der einschlägigen Effektgerät-Dealer zu sein, schließlich ist es die eine Sache, so einen schwirrenden, komplexen, lärmigen Sound im Studio zu konstruieren, ihn aber auch auf die Bühne zu bringen, erfordert sorgfältige Vorbereitung und Zehenspitzengefühl.

Nun gibt es nicht wenige Bands, die mittels elaborierter Feedbacks mächtige Post-Rock-Lärmorgien zelebrieren, doch bei aller Brachialität auch die Melodien, den eigentlichen Song nicht zu vergessen, das ist eine Kunst – und diese beherrschen die Kalifornier NO AGE bestens.

Idealtypisches Beispiel dafür ist das grandiose „Shed and transcend“, das wie ein Homunkulus aus RAMONES, SONIC YOUTH und THE JESUS AND MARY CHAIN klingt, ja insgesamt lassen Randall und Spunt den Punkrock nicht zu kurz kommen, nur brüllt dazu die Gitarre wie eine angestochene Sau, schmerzt das Zuhören beinahe, aber eben nur beinahe.

Musik wie scharfes Essen, das Zelebrieren der Lust am überschaubaren und kontrollierten Extrem, das Balancieren an der Grenze von Pleasure und Pain. Wunderschön auch diesmal wieder Aufmachung des Digipaks mit zwei ausfaltbaren, beinahe LP-Beiblatt-Größe erreichenden Booklets mit Fotos aus dem Bandalltag.

Ein weiterer guter Grund, am Sinn gestreamter und heruntergeladender Musik zu zweifeln.