PISSTONS

Walk On

Die PENETRAITORS aus Nürnberg sind Geschichte, doch als PISSTONS machen die Jungs in leicht veränderter Besetzung weiter. Musikalisch ist an dieser Mischung aus Pub-Rock, Streetpunk und Celtic Punk nichts auszusetzen, da setzt die Band eine gute Tradition überzeugend fort.

Doch warum sich Drummer Stefan, Gitarrist Loichi und Sänger und Gitarrist Jojo bei „Reatard (RIP)“ auf ein kindisches Hinterhertreten auf Kosten eines Toten einlassen, das Bassist Joe Raimond (der auch das Label Musical Tragedies betreibt) da abzieht, kann ich nicht verstehen.

„De mortuis nil nisi bene“, das wussten schon die Römer, und von irgendwelchen irren Diktatoren mal abgesehen, macht die Regel, dass man über Tote nichts Böses sagen soll, denn sie können sich nicht mehr wehren, auch Sinn.

Mag sein, dass Jay Reatard, der letztes Jahr starb, nicht immer ein umgänglicher Mensch war und in seinen Teenagerzeiten zwar bereits ein musikalisches Genie war, aber auch ein loses Mundwerk hatte, doch was der in den USA geborene Joe Raimond in diesem Text an polemischem Schrott absondert, dafür sollte sich ein erwachsener Mann von um die 50 wirklich schämen.

„I hope you are rotting in hell“ heißt es in diesem Lied gewordenen Hassausbruch beispielsweise. Doch was war passiert? Hatte Jay Joe die Frau ausgespannt oder was? Nein, aber als das deutsche Label Empty Records und das US-Label gleichen Namens (weil beide Betreiber mal Freunde waren) sich in den Neunzigern wegen des Namens bekriegten und dabei auch das Ox sein Fett abbekam, da wagte es der ungestüme Jay Reatard mit polemischen Worten das US-Label zu verteidigen, auf dem die REATARDS veröffentlichten – und beschimpfte Joe als „Kraut-lover“.

Nicht nett, aber da hat man schon Schlimmeres gehört. Man sollte meinen, nach über zehn Jahren habe sich da der Staub gelegt, vor allem, wenn einer der Beteiligten leider gestorben ist, doch von wegen ...

Joe war also nicht Manns genug, den alten Scheiß ruhen zu lassen und musste sich mit „Reatard (RIP)“ verewigen. Keine intellektuelle Glanzleistung, sondern ein klares Foul. Und ich höre mir jetzt erstmal meine REATARDS- und Jay Reatard-Alben an, die gefallen mir nämlich im direkten Vergleich besser als die PISSTONS.