RACHEL GRIMES

Book Of Leaves

Dieses erste Solo-Album der begnadeten Pianistin Rachel Grimes ist in gewisser Weise wie der Besuch einer alten Bekannten, hatte diese doch bereits mit dem Kammerorchester RACHEL’S, um den ehemaligen RODAN-Gitarristen Jason Noble, seit Mitte der Neunziger auf mitreißende Art Indierock und Klassik verschmolzen.

Seit 2003 gab es leider kein Lebenszeichen der RACHEL’S mehr, dafür jetzt ein Album von Grimes, auf dem sich 14 fragmentarische Solo-Piano-Stücke befinden, unterlegt von dezenten Naturgeräuschen.

Grimes gelingt dabei auf ähnliche virtuose Weise, Pop mit Neo-Klassik zu verbinden, wie es auch bei vergleichbaren Arbeiten von Michael Nyman oder Ryuichi Sakamoto der Fall ist, der Einfluss sich bereits bei den RACHEL’S finden ließ.

Man mag ansonsten vielleicht ein konsequenter Klassik-Verächter sein, aber die „molligen“, schweren Klänge, die Grimes ihrem Steinway-Klavier entlockt, besitzen eine so wundervolle Emotionalität und Melodiosität, dass man eigentlich nur vollkommen verzaubert sein kann von diesen spartanischen aber dennoch ungemein vielschichtigen Kompositionen.

Manchmal reicht dazu ein Mann mit seiner Gitarre, hier ist es eine Frau mit ihrem Klavier, die auf eindrucksvolle Weise unterstreicht, dass solch ein minimalistischer Ansatz nicht gleichzeitig bedeutet, auf irgendetwas Essentielles verzichten zu müssen, wenn denn die Musik dermaßen tiefempfunden und intensiv vorgetragen wird, wie es bei „Book Of Leaves“ eben der Fall ist.

Ein angenehm wärmendes Feuer, nur aus Noten bestehend.