VALIENT THORR

Stranger

VALIENT THORR sind Verrückte, Getriebene, eine Maschine von Band. 2001 in Chapel Hill, NC gegründet, also entgegen der selbstgestrickten Legende nicht venusianischer, sondern durchaus irdischer Herkunft, veröffentlichte die Band um Frontmann Valient Himself seit 2003 bereits fünf Alben, und „Stranger“ ist der neueste Output des Fünfers, das als Zugangskriterium für neue Mitglieder wohl reichlich vorhandene Kopf- und Gesichtsbehaarung bestimmt hat.

Auf den ersten Blick beeindrucken die Alben der Alien-Rocker nur mäßig mit einem eher konservativen Hardrock-Sound, der inklusive Gitarrengegniedel direkt aus den Siebzigern (und nicht von der Venus) in unsere Gegenwart teleportiert wurde.

Bei genauerem Hinsehen allerdings erkennt man jenseits von THIN LZZY- und DEEP PURPLE-Anleihen auch eine TURBONEGRO ähnliche Zitierfreudigkeit sowie jene rotzige Attitüde, die man einst auch bei ZEKE und den HOOKERS schätzte.

Fortschrittlich geht anders, klar, aber in Zeiten, da alle Welt bei AC/DC-Kopisten schlichtester Art sofort aus dem Häuschen ist, wirkt das Vorgehen von VALIENT THORR schon beinahe intellektuell.

Doch was rede ich da, beinahe? Liest man sich die Texte von Valient Himself mal durch, die bei einem Song mehr Buchstaben enthalten als zehn Songs einer normalen Hardrock-Band, ist man überrascht: Komplex und reflektiert wird da in einer Weise über den Zustand der Welt philosophiert, dass man meint, es hier mit einer engagierten Hardcore- oder Punkband zu tun zu haben.

Man sollte ein Buch niemals nach seinem Umschlag beurteilen und eine Band nicht nach ihrem Logo oder Artwork oder Foto, man könnte sich täuschen. Produziert hat die komplexen, kickenden Songs übrigens erneut Jack Endino.

Und warum genau sind VT nicht auf Relapse?