BARN OWL

Ancestral Star

„Die Schleiereule ist eine sehr helle, langbeinige Eule, die keine Federohren aufweist. Zu ihren auffälligsten Erkennungsmerkmalen gehört das herzförmige Gesicht sowie die verhältnismäßig kleinen, schwarzen Augen.

Sie ist nachtaktiv und ist am Tage nur an ihren Ruheplätzen sowie am Brutplatz zu beobachten.“ Das hätten wir also geklärt. Der Aspekt „nachtaktiv“ ist es, der von allen Euleneigenschaften am ehesten auf das aus San Francisco stammende und aus Evan Caminiti (gt, voc) und Jon Porras (gt, voc, dr, harmonium) bestehende Duo anwendbar ist, dessen Musik seitens des Labels als „hazy desert sky meditations“ beschrieben wird.

Man kann sich gut vorstellen, wie diese beiden Musiker in einer warmen Wüstennacht ihre betörenden, entspannten Post-Rock-Kompositionen ausbreiten, in ihre Musik versunken, vom Vollmond beleuchtet und von eine Eule beobachtet ...

Äh, Schluss, es wird kitschig. BARN OWL, die von einer mysteriösen Gestalt namens The Norman Conquest aufgenommen wurden, schaffen es immer wieder auf faszinierende Weise, einen einzigen Ton mit verschiedenen Instrumenten aufzubauen, anschwellen zu lassen, ihn weiter zu tragen und schließlich kulminieren zu lassen.

Auch hier bietet sich die Eulenmetapher an: Ihre Musik ist einfach da, wie die Eule stundenlang wartet, sie bewegt sich kaum, atmet aber doch, und strahlt dabei etwas Majestätisches aus. Die Musik von BARN OWL ist, wenn man es negativ ausdrücken will, reizarm und monoton, aber so, wie eine große Designerin, deren Namen ich vergessen habe, von Dutzenden Schwarztönen schwärmt, so liegt eben auch hier die Schönheit im Auge des Betrachters bzw. des Zuhörers.

Auf „Ancestral Star“ muss man sich einlassen, das Album bewusst anhören, es ist keine Hintergrundmusik. Und dann ist es ein wundervolles Werk.