MOEBIUS

Blue Moon

Keine ungewöhnliche Sache, die Soundtracks von Filmen zu veröffentlichen, die kaum jemand wirklich gesehen hat, weil der Komponist eine Relevanz besitzt, die der Film selbst nie erreichen konnte. In diesem Fall Dieter Moebius, deutscher Elektronikpionier der ersten Stunde und in wegweisenden Bands wie CLUSTER und HARMONIA aktiv, der 1986 die Musik zu Karsten Wichniarzs Film „Blue Moon - Atemlos durch die Nacht“ einspielte, den ich mir wohl mal als schimmelige VHS besorgen muss, auch wenn der Regisseur danach überwiegend nur irgendwelchen Dreck fürs Fernsehen inszeniert hat.

Dafür besitzt Moebius’ Soundtrack aber eine unüberhörbare Qualität, die „Blue Moon“ zu einem eigenständigen wie wichtigen Werk in seinem Schaffen macht, das mehr als eine reine Auftragsarbeit ist, auch wenn die insgesamt elf Stücke natürlich nicht verhehlen können, dass es sich um fragmentarische „Mood pieces“ handelt.

Dabei legt Moebius aber einen beeindruckenden Einfallsreichtum an den Tag, denn im Gegensatz zum oft rein funktionalen und Emotionen vortäuschenden Orchesterbrei, dem einem vor allem Hollywood-Produktionen zumuten, besitzen seine nervös vibrierenden elektronischen Miniaturen ein regelrechtes Eigenleben, wie eine Art Pulsschlag, der einzelne Szenen nicht nur atmosphärisch untermalt, sondern quasi wie ein Motor vorantreibt, ohne den Zuschauer dabei plump zu manipulieren.

So darf man darüber sinnieren, ob „Blue Moon“ in epischerer Form nicht das Zeug zu einem Meisterwerk deutscher Elektronikmusik gehabt hätte.