MIGHTY STEF

TMS And The Baptists

Schon wieder gibt es neue Aufnahmen des irischen Folk-Rebellen. Wofür andere Jahre brauchen, scheint für Mighty Stefan Murphy nur Ansporn für das eigene Tun zu sein. Kein Jahr liegt zwischen dem Vorgänger „100 Midnights“ (Review Ox #89).

Aber die Zeit ist schnelllebig und man wird schnell vergessen, da heißt es nachlegen. Dies tut er, und zwar diesmal mit seiner Backing-Band THE BAPTISTS und neun frischen Stücken. Es geht um Sünde, Erlösung, Hoffnung – das ganze baptistische Programm quasi! Spaß beiseite und genau hingehört.

Murphys Masterplan gibt vor, jedes Album in einer anderen Stadt aufzunehmen. Seinen Flow fand der Magix dieses Mal in Berlin (wer nicht?) und mit Tom Schwoll den fähigen Mann hinter den Reglern.

Das jetzt schon angekündigte Album Nummer vier wird den 60s-Export Murphy dann nach New York führen. An der Spree jedenfalls entstanden so verheißungsvolle Songs wie „We want blood“ oder „Blood and whiskey“.

Ganz traumhaft ist die Textzeile „Demon’s are girls best friends“ („Hollywood“). Die Musik? Altmodisch, beinahe schon museal wirkend, erklingen mächtige Gitarren-Fuzz-, Hammond- und semi-akustische Tunes, Klavier und gesangliche Theatralik zu entspannt groovenden Liedern.

Von der einstigen Punkbasis mit gehörigem Irish-Folk-Ausschlag ist nicht mehr viel geblieben. Immer wieder Blues, 60s-Beat und urbaner Songwriterstoff. Sehr relaxt, nix Speed – cool down heißt die Devise oder auch: Waits und Cave zusammen im Vollrausch.

Richtig klasse dabei ist „Georgia girl“ mit einer schönen Mischung aus kratzigem Gesang und bittersüßen Melodiebögen, die Harmonium, Glockenspiel und Klavier entstammen. Der minutenlange „Uhuhuhuh-Chor“ zum Schluss hin, trägt das Stück weit in die Gehörgänge.

Nicht nur rein optisch kommt mir auch immer wieder der aufmüpfige junge Mick Jagger in den Sinn. Wenn man dem Herrn sein „Künstler-Sein“ lässt, findet man hier einen düsteren, heftig überspitzten Soundtrack für Großstadtromantiker.