BAYSIDE

Killing Time

Manche Bands sind so gut, dass einen ihre Alben nicht nur Monate, sondern ganze Jahre begleiten. Und dann gibt es noch solche, derentwegen möchte man aufhören, Atheist zu sein, auf die Knie fallen und dem lieben Musikgott dafür danken, dass er einem Ohren geschenkt hat.

Zu letzter Kategorie gehören für mich seit dem ersten Album von 2001 auch BAYSIDE aus Long Island, New York. Selten ist eine Band der letzten Dekade so unbeirrt von herrschenden Trends ihren Weg gegangen, hat in einer derart ergreifenden Art und Weise die Pole Punkrock und Emo mit Indiepop-Sensibilität verbunden und dabei trotzdem mit beiden Beinen so knietief im Hardcore gestanden.

Vor allem auf BAYSIDEs letztem Album „Shudder“ (2008) reihte sich Hit an Hit ohne auch nur eine einzige Sekunde Füllmaterial und enthielt dabei Songs wie „Boy“ und „The ghost of St. Valentine“ von denen ich überzeugt bin, dass sie zu den Liedern gehören, an die man sich noch lange zurückerinnern wird. Drei Jahre später ist es dann endlich soweit: BAYSIDE veröffentlichen mit „Killing Time“ ihr lang erwartetes und heiß ersehntes Nachfolgealbum, zum ersten Mal auf einem Major und nicht mehr bei Victory.

Im Prinzip hat sich – wie auch schon auf allen Alben zuvor – nicht wirklich viel geändert. BAYSIDE bleiben ihrem Stil treu und emopunken sich kraftvoll durch zehn Songs, die Morrissey, würde er heute noch jung und etwas wütender sein, wahrscheinlich nicht anders geschrieben hätte.

Dabei halten sich außergewöhnliche Akkordfolgen und Gitarrenmelodien mit einer großartigen Rhythmussektion die Waage, und über allem thront wie immer Anthony Raneris zauberhaftes Nachtigallenorgan.

Trotzdem muss man nach mehrfachem Hören feststellen, dass „Killing Time“ nicht die Hit-Dichte seiner Vorgänger erreicht, da das Album gerade in der Mitte doch merklich absackt und erst gegen Ende wieder etwas an Fahrt zunimmt.

Natürlich ist es damit noch immer um Längen besser als 90% aller anderen Alben da draußen und wird von mir an dieser Stelle jedem innerlich noch nicht vollkommen toten Ox-Leser wärmstens empfohlen.

Ein erneutes „Shudder“ ist leider trotzdem nicht gelungen.