J.M.K.E.

Külmale Maale

Die UdSSR war zwar eine beschissene Diktatur, doch an ihren Rändern gab es hier und da die Möglichkeit dissenter Betätigung, und so entwickelte sich in Tallinn, der Hauptstadt Estlands – das damals nicht zur EU gehörte, sondern eine Sowjetrepublik war –, in den Achtzigern eine Punk-Szene, aus der 1986 J.M.K.E.

hervorging. Mit „Tere Perestroika“ hatte die Band in der Zeit des Umbruchs einen kleineren Hit, und da Gorbatschows neue Politik der politischen und kulturellen Öffnung, die bald darauf im völligen Zerfall der UdSSR gipfelte, erste Früchte trug, konnte die Band 1989 ins nur wenige Kilometer entfernte Finnland reisen und dort Konzerte spielen.

Joose Berglund aus Helsinki entdeckte die Band, gründete sein Label Stupido Twins und veröffentlichte das Debütalbum „Külmale maale“ – die Hintergründe lassen sich im Booklet nachlesen, ebenso die Texte, die hier auf Finnisch, Estnisch und Englisch abgedruckt sind.

Die Texte waren offen und politisch, J.M.K.E. und vor allem ihr Frontmann Villu Tamme hatten ihre Erfahrungen mit der kommunistischen Diktatur, ihren Zensoren und Bürokraten, bekamen über das in Estland empfangbare finnische Fernsehen aber auch die „Verheißungen“ des Westens mit, so dass sie sich auch nach der Wende und bis heute eine kritische Distanz zu beiden Systemen bewahrt haben.

Musikalisch wurden J.M.K.E. immer wieder mal mit den DEAD KENNEDYS verglichen, und ergänzt man das um die Beschreibung „nordosteuropäisch-folkloristisch“, gewinnt man einen ganz guten Eindruck vom markanten Stil der bis heute aktiven Band.

Die Neuauflage dieses Klassiker-Albums, das nicht nur „Exotenpunk“-Fans interessieren sollte, kommt mit diversen Bonus-Songs.