QUEEN

Queen

QUEENs „Greatest Hits“-Tape von 1981 war mein erster gekaufter Tonträger, „We will rock you“ und „We are the champions“ waren das Material, das meine primitiven Teenager-Gelüste in Sachen Rockmusik neben DEEP PURPLE befriedigen konnte.

„Under pressure“, mit David Bowie als Gastsänger, wurde zu einem persönlichen Hit, „Bohemiam rhapsody“ ist ein ewiger Klassiker, doch mit „Radio ga ga“ und dem „The Works“-Album von 1984 sowie der Entdeckung von Punk trennten sich unsere Wege – Freddie Mercury, Brian May, John Deacon und Roger Taylor hatten sich in seichte Niederungen verabschiedet, die nicht mehr zu tolerieren waren.

Bis zu „Hot Space“ von 1982 allerdings sind alle QUEEN-Alben-Klassiker, und mit der Weisheit und Abgeklärtheit des Alters einerseits und andererseits dem Wissen darum, dass nicht wenige Bands, deren Mitglieder zu jung sind, um eine Antipathie gegenüber QUEEN entwickelt zu haben, heute gerne auf die Extravaganzen von Mercury & Co. zurückgreifen (ich denke an Neo-Prog-Bands wie COHEED AND CAMBRIA und ...

TRAIL OF DEAD, aber auch METALLICA, FLAMING LIPS, GREEN DAY, RADIOHEAD und zig andere haben ihre Liebe zu QUEEN schon gestanden), gestehe ich, dass man auch mit Punk-Sozialisation zu seiner QUEEN-Vorliebe stehen darf – wie ja auch ABBA längst als „okay“ gelten.

Mit „Queen“ (1973), „Queen II“ (1974), „Sheer Heart Attack“ (1974), „A Night At The Opera“ (1975) und „A Day At The Races“ (1976) liegen nun die ersten fünf Alben der Briten in remasterter Deluxe-Ausstattung vor, inklusive Bonus-CD mit je fünf oder sechs Non-Album-Versionen und Booklet mit Texten, Fotos und (spärlichen) Linernotes.

Für die Studioarbeit zeichnen Brian May und Roger Taylor verantwortlich. Allen Alben ist gemeinsam, dass QUEEN hier im Gegensatz zu ihrer Entwicklung Mitte der Achtziger und bis zu Mercurys Tod 1991 vor allem eine Rock-Band waren – allerdings eine, in deren Brust zwei Herzen schlugen.

Einerseits wurde da mit Mays markantem Gitarrensound schnörkelloser Hardrock abgeliefert, sehr zeittypisch und mit Rückgriffen auf Glam- und Pubrock, andererseits aber waren da die seltsamen Pop-Songs, die beinahe wie Parodien anderer Bands wirkenden Revue-Nummern (man denke an „Good old-fashioned lover boy“) und ein Hang zu opernhafter Prog-Rock-Dramatik – „Bohemian rhapsody“ von „A Night At The Opera“ ist in dieser Hinsicht ein epochales Meisterstück, das schon beinahe schizophren wirkt in seiner wundervollen Verwurstung unzähliger Musikstile.

„Queen“ von 1973 war das Debüt, „Keep yourself alive“ und „Liar“ sind herausragende Songs, aber ein echter Hit fehlte (noch). „Queen II“ (1974) hat seinen besten Song ganz nach hinten verbannt: „Seven seas of Rhye“ wurde als Single veröffentlicht, aber bei genauerer Beschäftigung erschließen sich auch die zehn anderen Tracks.

Im gleichen Jahr noch legten QUEEN ihr drittes Album „Sheer Heart Attack“ nach, das mit „Brighton rock“ vielversprechend eröffnet und mit „Killer queen“ dann den ersten Überhit bietet und im weiteren Verlauf den trockenen Rocker „Now I’m here“ und „Lily of the valley“ folgen lässt – alle auch als Single erfolgreich.

Genie und Wahnsinn gleichermaßen ist „In the lap of the gods“. „A Night At The Opera“ folgte 1975, darauf enthalten das epochale „Bohemian rhapsody“ und das seltsame, aber wundervolle „’39“ sowie „You’re my best friend“.

1976 kam „A Day At The Races“, das mit dem aggressiven „Tie your mother down“ beginnt und auch das exzellente „Somebody to love“ enthält, sowie „Good old-fashioned lover boy“. Die Band auf die Singles, die Hits zu reduzieren, tut ihren Alben Unrecht, denn hier sind auch die weniger bekannten Nummern keinesfalls „Filler“, sondern offenbaren einen unglaublichen Einfallsreichtum, eine Kreativität, die nur wenige andere Bands erreichten.

Mit „Deep Cuts“ ist parallel zu den fünf Rereleases noch eine Zusammenstellung von seitens May und Taylor „hand picked“ Stücken erschienen, mit 14 „hidden gems“. Kein Best-Of der frühen Jahre, sondern Songs, die sonst gerne übersehen werden wie „Ogre battle“, „Stone cold crazy“, „Long away“, „Flick of the wrist“ oder „Good company“.

Ein Einstieg also ins QUEEN-Universum der frühen Jahre. Im Verlauf von 2011 sollen die weiteren Alben neu aufgelegt werden – das Ox wird berichten.