CASTRO

Reinhard Kleist

Fidel Castro dürfte ohne Frage zu den faszinierendsten wie umstrittensten noch lebenden Personen der Weltgeschichte gehören, dementsprechend viele Leute haben sich in Büchern und Filmen mit ihm auseinandergesetzt.

Reinhard Kleist wählte dazu das Medium Comic und hatte ja mit CASH bewiesen, dass man in dieser Form auch eine Biografie anspruchsvoll und vielschichtig umsetzen kann, und eventuell sogar wesentlich lebendiger als in einem normalen Buch gestalten kann.

Unterstützt wurde er dabei vom Journalisten Volker Skierka, der sich bereits intensiver mit Fidel Castro beschäftigt hatte, wobei zum Gelingen von Kleists „Graphic Novel“ sicher auch beitrug, dass er 2008 selbst nach Kuba reiste, was er dann in seinem ebenfalls bei Carlsen erschienenen Reisetagebuch HAVANNA verarbeitete.

Auf der ersten Seite von CASTRO findet man ein Zitat des mexikanischen Diplomaten und Schriftstellers Octavio Paz, „Indem der Revolutionär die Macht übernimmt, übernimmt er die Ungerechtigkeit der Macht.“, was die Widersprüchlichkeit von Castro gut auf den Punkt bringt.

Denn der „Máximo Lider“, der in den Fünfzigern antrat, das kubanische Volk von der Diktatur Batistas zu befreien und bessere Lebensbedingungen für alle zu schaffen, verhedderte sich alsbald in den Utopien des Sozialismus und wurde selbst zu einem Diktator, der bis heute kritische Meinungen unterdrückt.

Als Rahmenhandlung dient Kleist dabei ein Journalist, der aufgrund seiner Faszination für Castros revolutionäre Ideen in jungen Jahren auf Kuba hängenblieb und sich jetzt zurückerinnert. Ein gelungener Comic, bei dem Kleist mit seinen groben, expressiven Schwarzweißzeichnungen wichtige zeitgeschichtliche Geschehnisse anschaulich und spannend aufarbeitete.