JOHN THE POSTMAN

Puerile

Die Frage, ob JOHN THE POSTMAN jetzt Kult oder Schrott ist - am Ende beides - hätte schon vor über 20 Jahren geklärt werden müssen: damals hing der besoffene Kerl, der tatsächlich bei der Post arbeitete, regelmässig auf Punkgigs in Manchester rum, und nach einem Gig der BUZZCOCKS enterte er mit ein paar Freunden die Bühne und fing an zu, äh, „musizieren“.

Punk war noch jung, jeder konnte, sollte, durfte machen, was er wollte, und so kamen JOHN THE POSTMAN und seine Mitmusikanten mit ihrem grausligen schrägen, disharmonischen Rumgeschrubbe davon.

„Louie, Louie“ war ihr Lieblingsopfer, ist ja auch so einfach, diesen Klassiker zu zerlegen. Die Presse und das Publikum waren begeistert - wir erinnern uns, Punk durfte alles -, ein Album mit dem Titel „Puerile“ wurde aufgenommen, ein gewisser Mark E.

Smith durfte das Intro zu „Louie, Louie“ fabrizieren und sein Plattendebüt geben, und John Peel war begeistert, mit dem Ergebnis, dass sich die Scheibe 10.000 mal verkaufte. ´78 folgte ein weiteres Album, das immer noch 7.000 Käufer fand, und ´80 schliesslich ein drittes, das auf Mark E.

Smiths Label erscheinen sollte, aber wohl erst Ende 1998 doch noch das Licht der Welt erblicken wird. Das Debüt „Puerile“, um das es hier geht, wurde jetzt von Overground Records (Cargo) wiederveröffentlicht, mit ausführlichen Linernotes natürlich - und ob man das Teil haben muss, hängt stark davon ab, ob man einen Sinn für musikalische Skurrilitäten hat - die gegurgelte und mit Kazoo gespielte Interpretation von „Hava negilah“ ist schon starker Tobak...