DER MODERNE MAN

Unmodern plus

Nein, der Bandname ist kein Tippfehler – Mann wird hier mit einem N geschrieben. Was man(n) natürlich weiß, wenn man mit dem gemeinhin als NDW bezeichneten Genre und seinen ursprünglichen Bands jenseits dessen, was die Musikindustrie in den frühen Achtzigern daraus machte, vertraut ist.

Nachdem Anfang 2009 die Doppel-CD „Drama, Spiel und Blut ... Das Archiv Teil 1“ erschienen war, auf der die EP „Umsturz im Kinderzimmer“ (1980), das erste Album „80 Tage auf See“ (1980), die Mini-Alben „Verstimmt“ (1981) und „Neues aus Hong Kong“ (1983), das „Spargel“-Tape sowie unveröffentlichte Live-Songs enthalten waren, gibt es nun das „Unmodern“-Album von 1982 in Neuauflage, ergänzt um die Stücke der „Der Sandman/Baggersee“-7“ (1981), der „Welt“- respektive „Spargel“-7“ (1981 – es existiert nur noch eine einzige Testpressung davon ...) sowie die des „TooCoop“-Demos.

Erschienen war „Unmodern“ seinerzeit wie die anderen Platten auch auf No Fun Records, DEM Hannoveraner Label für Punk und andere komische Musik. War die Band bis zu „Unmodern“ noch leidlich erfolgreich, war die Konkurrenz durch die Schrottbands der Majors zum Höhepunkt der NDW gnadenlos und so war 1984 Schluss.

Beinahe 30 Jahre später sieht man das anders, da ist der Massenmüll zu eBay-Plunder geworden, während die guten Band wie DMM (die damals mit FEHLFARBEN verglichen beziehungsweise an denen gemessen wurden) zu geschätzter Sammlerware avanciert sind – und „Unmodern“ erweist sich mit jedem weiteren Durchlauf als spannendes, innovatives, beeindruckendes Album, dessen späte Entdeckung lohnt.

Sehr lobenswert ist das extrem dicke Booklet mit ausführlichen Hintergrundinfos, unter anderem von No Fun-Macher Hollow Skai und von Jens Gallmeyer (GIGANTOR), der zu „Unmodern“-Zeiten hier Bass spielte.

Vorbildliche Arbeit in Sachen Musikkulturpflege, ganz zu schweigen davon, dass DMM musikalisch wie textlich damals zu einer brillanten Band gereift waren.