SCREECHING WEASEL

First World Manifesto

Oh je, Ben Weasel ... Da hatte der Chicagoer Godfather des RAMONES-Punkrocks 2009 seine seit 2001 brachliegende Band neu aufgestellt, Danny Vapid war auch wieder dabei, und im Frühjahr 2011 sollte mit neuem Album, einer Show beim SXSW-Festival in Austin und dem anstehenden „Weaselfest“ ein zweiter Frühling, ein zweiter Sommer anbrechen – und dann dieser dumme Zwischenfall bei der SXSW-Show: Weasel reagiert auf eine Provokation unsouverän und kurz darauf sind zwei Frauen durch Schläge verletzt, seine Bandkollegen ausgestiegen, das Weaselfest abgesagt.

Ein veritabler Scherbenhaufen. Schadenfreude? Eher Mitleid, wenn auch ohne Verständnis für den Gewaltausbruch. Und das Album ist raus, über das man gerne mit Herrn Foster gesprochen hätte, ist der doch das, was man gemeinhin als „meinungsfreudig“ bezeichnet.

Wir hätten ihn gefragt, wie ein „praktizierender Katholik“ (sagt unwidersprochen Wikipedia) mit dem Christenfresser und Labelboss Fat Mike auskommt, wie in diesem Kontext der Text zu „Come and see the violence inherent in the system“ zu verstehen ist, mit wem er es sich nach der Nörgelorgie in „Follow your leaders“ (er hat ja recht mit diesem gewissen Szenemainstream) nicht verschissen hat – und wie ein so scheinbar dauerschlecht gelaunter Mensch mit seiner Band so schöne Musik machen kann.

„First World Manifesto“ ist nämlich nach dem neuen QUEERS-Album und dem der RIVERDALES die dritte Ansage der Neunziger-Herrscher des Pop-Punks, die einzig relevanten Erben der RAMONES, gegen (fast) alle anderen nur Kopierer der Kopie sind.

Man kann bei diesem Album einfach mal den Kopf abschalten, den ganzen Scheiß drumherum ausschalten, Spaß haben an den immer noch zur Referenzklasse gehörenden Pop-Punk-Perlen.