DERBY DOLLS

Extreme Probleme

Haha, ich könnte ja behaupten, dass ich es nach den beiden Split 7“s ja schon geahnt hätte, aber so etwas wie diese Platte hätte ich beim besten Willen nicht erwartet. Ein Quantensprung zu den beiden halben kleinen Vorgängern, der tief in die frühe Punk-NDW-Ecke und qualitativ hochwertigen 77er-Punk geht.

Die einzelnen Stücke sind so erfrischend unterschiedlich, dass man das feine Scheibchen auch locker als Sampler verkaufen könnte. „1000 times“ ist ein verdammter Hit, der wie uralter Punk (die Gitarren gereichen den BUZZCOCKS in der Tat zur Ehre) mit cooler Sängerin klingt, während man bei „Gruppiert“ (auch Hit!) unweigerlich an HANS-A-PLAST, ÖSTRO 430 oder BÄRCHEN denken muss.

„Teaparty“ (noch ein Hit!) putzt mal kurz das Beste der Neunziger-Riot-Grrl-Bands vom Teller, „Drop the ball“ (!!) hat einen wunderschönen mehrstimmigen Refrain, wie ihn die BLISTERS in ihren poppigsten Momenten gerne mochten, und „Schlange stehn“ (ja ja, Hit!) verschafft einem alten Versteckspielreim zu neuem Glanz.

Tausendmal besser als der meiste Retroscheiß, weil hier ganz offensichtlich frisch und frei aufgespielt wird. Die Band macht nicht denselben Fehler wie die meisten anderen, die stumpf abkulten, indem sie sich auf eine Schublade versteifen.

Endlich wieder eine Sängerin, die’s einfach kann, ohne sich dabei zu verkünsteln oder in Rockröhrenklischees zu verfallen. In den Neunzigern hätten Kill Rock Stars und Lookout sich um ein Split-Release geprügelt, in den frühen Achtzigern wär’s auf No Fun oder Schallmauer erschienen.

Klingt großartig, und macht verdammt nochmal Laune. Einziges Manko der LP: viel zu kurz!