OI-MELZ

Qual der Wahl

Mit dem Opener „Mit Sang und Klang“ haben sich die OI-MELZ eine Rückkehr-Hymne geschrieben und erklären die elfjährige Band-Auszeit für beendet. Wer mit den Hagenern nicht vertraut ist und angesichts von „Oi“ im Namen und angehängtem Z das Allerschlimmste in Sachen Dumpf- und Rumpel-Oi! erwartet: Entwarnung! Zu den Doofen im Genre gehörten sie schon in den Neunzigern nicht, als sie auf Knock Out Records veröffentlichten, und das ist heute nicht anders, in Zeiten, in denen vermeintlich stolze Skinheads vielfach statt hymnischen Oi!-Punks im Stile der britischen Vorbilder der frühen Achtziger lieber hölzernen Prollrock spielen.

Mit letzterer Stilverirrung haben die OI-MELZ sowieso nichts zu tun, und mit britischem Oi! trotz des Namens auch nur bedingt etwas, stammt der doch aus den finsteren deutschen Achtzigern, als sich Heranwachsende statt mit „Du Spast!“, „Du Opfer!“ und Ähnlichem mit „Du Eumel!“ bedachten.

Und die Achtziger sind eindeutig das Jahrzehnt dieser Band, denn neben einem dezenten Oi!/Streetrock-Einfluss ist es maßgeblich der deutschsprachige Punkrock jener Jahre à la RAZZIA oder CHAOS Z, den man hier heraushören kann, sowie ein prägnanter, düsterer Wave-Einschlag.

Ein partielles Goth-Punk-Album ist „Qual der Wahl“ also, mit englischen Texten und anderem Namen hätte die Band sicher einen ganz anderen Stand (das beweist das herausragende „Dreams away“), wobei das aber generell keine Option ist, denn bei den OI-MELZ sind deutsche Texte ein Markenzeichen.

Textlich gibt es hier auch nichts auszusetzen: Sehr klare, kluge politische Aussagen, etwa zu Militarismus und Soldatenstolz („Still gestanden – Zugehört!“). Deshalb: Schweinehund überwinden und OI-MELZ (wieder) entdecken, denn sie schlagen sich weitaus besser als so manch andere Deutschpunk-Auferstandene.