BEACH BOYS

SMiLE Sessions

Die Rezensenten reden allesamt vom Heiligen Gral der Pop-Musik, wenn es um „SMiLE“ geht. Das ist Stuss, denn es ist für den echten BB-Fan ein Leichtes, sich aus dem www mit nahezu allen unveröffentlichten Schnipseln und „Feels“ (so nannte Brian Wilson die Song-Fragmente) der legendären „SMiLE-Sessions“ 1966/67 zu versorgen, Fan-Mixe des Opus existieren en masse.

Eigentlich, so scheint es, ist die Veröffentlichung des unvollendeten Opus Magnum völlig überflüssig. Und doch ist die Welt seit Oktober 2011 ein besserer Ort geworden, denn das auf den zwei CDs zu Hörende ist völlig einzigartig.

Ohne zu übertreiben: dagegen stehen 99,2 Prozent der restlichen Pop-Musik des 20. Jahrhunderts im Schatten. Brian Wilson versuchte, nach dem Feuilleton-Hit und Verkaufsflop „Pet Sounds“ noch einen draufzulegen, die BEATLES zu übertreffen, das endgültige popmusikalische Epos zu schaffen.

Im Stile der wüsten und zeitintensiven Aufnahmen zu „Good Vibrations“, die für 3:55 Minuten Spielzeit etwa 90 Tage dauerten, wollte er nun in modularer Aufnahmetechnik, aus Fragmenten und Schnipseln die „Teenage Symphony To God“ schaffen.

Leider hat er sich seinerzeit im Bermudadreieck von Drogen, psychischen Problemen und Plattenfirmen-Intrigen, verzettelt, im enormen Wust der existierenden Sessiontracks den Überblick und den Mut verloren und schließlich das großartige Projekt aufgegeben.

Glücklicherweise hat er nicht, wie zunächst angekündigt, die Bänder verbrannt. 2004 dann, Brians psychische Kondition hatte sich deutlich aufgehellt, vollendete er das unvollendete Werk, brachte es zur Bühnenreife und spielte eine Neufassung mit seiner unfassbar kompetenten Studioband ein.

An die Trackliste der rekonstruierten Fassung hat man sich nun bei der Veröffentlichung der alten „SMiLE“-Sessions gehalten, der Sound ist verblüffend gut, die alten Bänder klingen zu keiner Zeit nach Archivkeller.

Auch ohne das riesige Medienecho hätte „SMiLE“ heutzutage, als neue Platte eines zeitgenössischen Künstlers für Furore gesorgt, denn die „Songs“ klingen so zeitlos wie übernatürlich schön.

44 Jahre Wartezeit waren nicht vergebens.