JANE’S ADDICTION

The Great Escape Artist

Es bleibt eines der ewigen Geheimnisse des Musik-Business, warum die Wegbereiter, abgesehen von den zumeist posthumen Lorbeeren, selten das ernten können, dessen Saat sie gestreut haben. Ohne JANE’S ADDICTION würde die Musikwelt im sogenannten Alternative-Bereich heute definitiv anders aussehen.

Viele Dinge wären wohl nie so passiert, Kurti würde sehr wahrscheinlich noch leben und vielleicht wären uns auch eine Menge schlechter Kajalkomiker-Bands erspart geblieben. Sei’s drum. Die zweite Platte nach der Reunion ist nicht besser geworden als ihr Vorgänger „Strays“, so viel sei gesagt.

Wer Hoffnungen hegt, dass Farrell, Perkins und Navarro noch einmal etwas Besseres als „Ritual“ und „Nothing’s Shocking“ hinbekommen werden oder wenigstens Gleichwertiges, der sollte besser nicht in Aktien spekulieren, ist aber immer ein gern gesehener Wettpartner.

Sorry, aber das Thema ist seit dem Weggang von Eric Avery gegessen, der die Summe der Einzelteile zu mehr gemacht hat. „Mountain song“, „Ain’t no right“ etc. beginnen mit was? Na? Mit grandiosen, unerreichten Bassläufen! Wer’s nicht glaubt, der kann sich das ja ruhig in der limitierten Doppel-CD-Version mit der Live-CD voller alter Hits unmissverständlich selber durch die Ohren spülen.

Die klingt paradoxerweise (Original-Gitarrist noch da, Bassist nicht, machen wir also den Bass lauter) aufgrund der ziemlich in den Hintergrund gemixten Gitarre etwas armselig, ist aber immer noch besser als die Umverpackung.

Was bleibt, ist viel solides Handwerk, ein bis zwei gute Stücke (zum Beispiel der Opener „Underground“), ein Totalausfall („Twisted tales“), der uns dafür im Radio endlos um die Ohren gedudelt wird, weil er so schön nach COLDPLAY klingt.

Obendrauf gibt es noch jede Menge Füllmaterial im Midtempo-Bereich. In etwa so aufregend und relevant wie die letzten fünf Platten der RED HOT CHILI PEPPERS. Damit sind wir dann im Hausfrauen-Radio angekommen, leider!