KOBITO

Zu eklektisch

Pyro One konnte mich ja letztens schon davon überzeugen, dass HipHop durchaus relevante und eingängige Musik sein kann. Nun kommt der nächste Wortakrobat ums Eck und beweist dies gleich noch einmal. Im Gegensatz zu Pyro One kommen noch mehr Musikstile zum Tragen.

Schreckt mich der technoide „Anfang“ noch auf, so versöhnt das ruhige, nachdenkliche und vorsichtig dahingerappte „Wer bin ich“ meine Hörnerven. Den eigenen Anspruch – „Ich wollte was Warmes, ich wollte ’nen Sound / Der komplex und auch klar ist“ – kann man beim Durchlauf des Albums eindrucksvoll raushören.

14 Stücke gibt er dem Hörer Zeit, sich zwischen Gesellschaftskritik und der Suche nach dem Glück („Suche einen Weg, mich selber glücklich zu machen / Aber ohne jemand anders dabei unglücklich zu machen“, aus „Vielleicht manchmal“) auf dem Dancefloor zu treffen.

Wie es sich typischerweise gehört, mangelt es nicht an Unterstützung und Kooperationen. Neben Pyro One (bei „Wunder Punkt“) wirken unzählige Gastmusiker mit, um Beat, Scratches, Klavier, Trompete etc.

einzuspielen. Kobito achtet peinlich genau darauf, nur so viel Pathos und Klischee wie nötig, aber soviel Geistvolles wir möglich in seine Songs einzubauen. Das gefällt und schafft den notwendigen Abstand zu den ganzen überdrehten Gang-, Crew- und Co.-Fetischisten.

Der satirisch gehaltene Titeltrack „Zu eklektisch“ und das Reggae-infizierte „How I met your mom“, inklusive Bläsersatz, sind meine Leuchttürme unter den Songs, die neben zeitgeistigem HipHop auch Easy Listening, Drum’n’Bass, Club-Sound und Elektro-Jazz zu bieten haben.

Der Berliner nutzt den Platz zwischen den Stühlen zu seinen Gunsten und schafft ein interessantes, genreoffenes Werk. Hier steckt viel Herzblut, viel Persönliches drin. „Meine Liebe geht direkt in die Platte“ – und mein Daumen steil nach oben.