V.A.

Fac Dance – Factory Records 12“ Mixes & Rarities 1980-1987

Factory-Records-Mastermind Tony Wilson gründete Factory einst unter anderem, um den Dancefloor-Sound in der Post-Punk-Disco hoffähig zu machen oder umgekehrt. Und diese Compilation legt den Fokus gekonnt auf die Dance-Veröffentlichungen auf Factory Records.

Es finden sich etwa die in Vergessenheit geratenen Proto-Electroclasher 52ND STREET, deren „Cool as ice“ (hier in der Version von John „Jellybean“ Benitez) einer der trockensten „Down to the floor“-Tracks auf Factory war und 1984 gemeinsam mit dem elektrifizierenden „Looking from a hilltop“ von SECTION 25, hier ebenfalls zu finden, zu einem Riesenerfolg in der Clubszene von New York avancieren konnte.

Einer der seltensten Tracks dürfte wohl der damals nur in den USA erhältliche Song „Pretenders of love“ von SHARK VEGAS sein. SHARK VEGAS war ein Projekt, an dem auch Mark Reeder mitwirkte, der Mitte der Achtziger das Factory-Records-Büro in Berlin leitete und noch kurz zuvor mit DIE UNBEKANNTEN („Radio wars“) zusammen mit dem späteren NICK CAVE & THE BAD SEEDS-Schlagzeuger Thomas Wydler ein sehr am frühen JOY DIVISION-Sound orientiertes Projekt hatte.

„Pretenders of love“ klingt denn auch – nicht erstaunlich – wie ein Electro-Pop-Song von NEW ORDER oder REVENGE. Und auch NEW ORDER tauchten in dieser Zeit in die New Yorker Dance-Szene ein und kollaborierten mit dem Produzenten Arthur Baker, der gerade zuvor Großes für Afrika Bambaataa geleistet hatte und dessen epochale Single „Planet Rock“ (1982) produzierte, welche Sounds der beiden KRAFTWERK Songs „Trans Europa Express“ und „Numbers“ in sich vereinigt.

Diese gesamte Vernetzung in den New Yorker Dance-Schmelztiegel macht deutlich, dass Factory eben nicht nur JOY DIVISION hervorbrachte, sondern eine konstante und bedeutsame Größe in Sachen Dancefloor in den Achtziger Jahren gewesen ist.

Auf der Compilation – im Übrigen von DJ-Legende Bill Brewster zusammengestellt – finden sich unter anderem Songs von BLURT („Puppeteer“), SWAMP CHILDREN, A CERTAIN RATIO, THE HOOD, STREETLIFE, ROYAL FAMILY AND THE POOR, THE DURUTTI COLUMN, QUANDO QUANGO und mit X-O-DUS wohl auch die einzige Reggae-Band auf Factory Records.

Für viele wird diese Zusammenstellung –vermutlich – ein neues Licht auf Factory Records werfen.